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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Soviel Glück hatte Sawyer neben ihr noch nicht. Kaum war er genügend bei sich,<br />

zuckte sein Kopf erst einmal in die Höhe und er sah sich um. Rechts und links von sich sah er<br />

Betten, auf denen seine Leidensgenossen festgeschnallt lagen. Blitzschnell zählte er.<br />

Sechzehn dieser Betten. Alle waren da. Unendlich erleichtert atmete er auf und ließ den Kopf<br />

auf das Kissen zurück sinken. Nachdem er richtig zu sich gekommen war, hätte er schreien<br />

mögen, so brannten seine Füße und Handflächen. Es fühlte sich an, als hätte jemand Salzsäure<br />

auf ihnen verteilt. Fast schon froh, durch die Fixierung daran gehindert zu werden, sich seine<br />

Hände und Füße richtig anzusehen, konnte der Südstaatler nichts anderes tun, als die Be-<br />

handlung, die man ihm zukommen ließ, mit schmerzhaft zusammen gebissenen Zähnen zu<br />

ertragen. Immer wieder, besonders an den Füßen, keuchte und wimmerte er vor Schmerzen<br />

auf, so sehr er auch versuchte, jeden Laut zu unterdrücken. Schweiß und Tränen liefen ihm<br />

über das blasse Gesicht und in der verzweifelten Hoffnung, sich abzulenken, hob er den Kopf<br />

und suchte nach Kate. Sie lag auf einer Liege ihm gegenüber und an ihren Händen und Füßen<br />

leuchteten bereits weiße Verbände. Und sie schien zu schlafen.<br />

Erleichtert ließ Sawyer den Kopf erneut zurück sinken. Wieder zuckte ein quälender<br />

Schmerz durch seinen linken Fuß und ließ ihn aufstöhnen. Er wandte den Kopf nach links und<br />

sah dort Booth liegen. Bei diesem fing einer der Ärzte gerade mit der schmerzhaften Be-<br />

handlung an. Er war der letzte in der Reihe. Sawyer kniff stöhnend die Augen zu, als ein<br />

heftiger Schmerz durch seine rechte Hand zuckte und wünschte sich, wieder die Besinnung zu<br />

verlieren. Er schüttelte in Gedanken den Kopf. Irgendwo in seinem Schmerz umnebelten Ge-<br />

hirn dämmerte ihm, dass er tatsächlich auf dem verdammten Acker zusammen gebrochen<br />

war. Er konnte es nicht fassen. Umgekippt. Einfach vor Schmerzen und Erschöpfung zu-<br />

sammen gebrochen. Wie lange hatten sie da draußen geschuftet? Er konnte sich mit einiger<br />

Anstrengung an mindestens neu Pausen erinnern. <strong>Die</strong> Zahl hatte sich in seinem Hirn fest-<br />

gesetzt. Also wenigstens achtzehn Stunden. Aber nach der neunten Pause war es weiter ge-<br />

gangen, da war Sawyer sich sicher. Zwar war alles, was danach noch kam, in Nebel gehüllt,<br />

aber nichts desto trotz war er sicher, dass er nach der Pause weiter gemacht hatte. Angesichts<br />

der Schmerzen in seinen Händen und Füßen fragte er sich, wie er es überhaupt geschafft hatte,<br />

weiter zu Arbeiten. Von körpereigenen Opioiden, den so genannte Endorphinen, die an<br />

Schmerzrezeptoren im Rückenmark anbanden und Schmerzen so nach und nach aus-<br />

schalteten, hatte er nur vage gehört. Ohne diese Endorphine und viel zusätzlich vom Körper<br />

ausgeschüttetes Adrenalin hätte keiner der Gefangenen die endlosen, quälenden Stunden auf<br />

dem Acker so lange durch gehalten.<br />

Neben sich hörte er Booth gequält aufstöhnen. <strong>Die</strong>ser kam eben auch zu sich. Auf dem<br />

Rückweg hatte es den jungen FBI Agenten letztlich doch noch umgehauen. Ob es eher ein<br />

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