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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

nichts aus der Bahn.“ Hektisch sagte die junge Frau: „Das stimmt nicht.“ „Für einige bin ich<br />

ein unbequemer Querdenker.“ „Das stimmt, Sir.“ „Sehr gut. Dann kümmern wir uns mal um<br />

folgendes: Dein Name ist Sara Sidle?“ „Ja, Sir.“ „Du wurdest am 16.09.1971 geboren?“ „Das<br />

stimmt, Sir.“ „In Lodi, Kalifornien?“ „Ja, Sir.“ „Deine Eltern waren Laura und Peter Sidle?“<br />

„Ja, Sir.“ Du hast einen Bruder, Danny Sidle?“ „Ja, Sir, das stimmt.“<br />

„Wo sind deine Eltern heute?“ Sara stockte kurz, dann sagte sie: „Meine Mutter ... sie<br />

tötete meinen Vater, als ich noch ein Kind war. Er hat sie immer wieder misshandelt und<br />

irgendwann ... irgendwann hat sie ein Messer genommen und ihn abgestochen, Sir.“ Sara<br />

schwieg kurz, dann fuhr sie fort: „Meine Mum kam ins Gefängnis und mein Bruder und ich<br />

durchliefen verschiedene Pflegefamilien.“ Locke und Bones lauschten aufmerksam. Viele<br />

Schicksale hier ähnelten sich auf erschreckende Weise. „Wo ist deine Mutter heute?“ Sara<br />

erklärte verlegen: „Ich weiß es nicht, Sir, ich habe keinerlei Kontakt mehr zu ihr oder meinem<br />

Bruder. Sie hat damals fünfundzwanzig Jahre bekommen. Es wäre möglich, dass sie wegen<br />

guter Führung raus ist, ich weiß es wirklich nicht, Sir.“ Der Arzt schien zu wissen, dass Sara<br />

die Wahrheit sagte. Er fuhr fort: „Wo und was hast du nach der Highschool studiert?“ „Ich<br />

habe in Harvard meinen Bachelor in Physik und in Berkeley meinen Master gemacht, Sir.“<br />

„Woher kennst du Nummer 13?“ Sie dachte daran, wie sie Gil kennen gelernt hatte. Er hatte<br />

Vorlesungen in Entomologie gehalten. „Er hat unterrichtet, Gastvorlesungen gehalten.“ „Wo<br />

hast du vor Las Vegas gelebt?“ „Ich habe nach dem Studium in San Francisco gelebt und dort<br />

fünf Jahre in der Gerichtsmedizin gearbeitet. Von dort bin ich nach dem Tod einer Kollegin<br />

beim CSI dort hin geordert worden, um an der Aufklärung mitzuarbeiten. Dann bin ich dort<br />

hängen geblieben, Sir.“ „Wie kam es, dass du zur Alkoholikerin wurdest?“ Wie ein Eimer<br />

Eiswasser kam die Frage. „Ich bin nicht zur Alkoholikerin geworden, Sir. Ich habe einige<br />

Male etwas getrunken, einmal außerhalb des <strong>Die</strong>nstes, da wurde ich überraschend zu einem<br />

Tatort gerufen, ein anderes Mal war ich nach Feierabend mit einem Kollegen ausgegangen<br />

und habe dort etwas getrunken. Ich hatte nie ein wirkliches Problem, Sir.“ Sara konnte nicht<br />

mehr verhindern, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.<br />

Der Arzt klappte überraschend sein PDA zu und gab in sein Mikro die Meldung durch:<br />

„Wir sind hier fertig, bringt ihn in die Zelle.“ Sara wurde von dem Arzt los gemacht und ohne<br />

viel Federlesen in ihre Zelle zurück gebracht. Abgesehen von der seelischen Erschöpfung war<br />

sie auch körperlich am Ende. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, schon seit vierundzwanzig<br />

Stunden wach zu sein. Kaum war sie in ihre Zelle zurück gebracht worden, wurde auch Gil<br />

gebracht und, von zwei Wachen gestützt, auf seine Liege verfrachtete. Er atmete direkt er-<br />

leichtert auf, als sich die Zellentür hinter ihm schloss und sank vollkommen fertig auf die<br />

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