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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

druck als auch den Puls in die Höhe jagten. Kate wusste, es waren nur mehr Minuten, die ihr<br />

blieben, um in die Augen zu schauen, die sie so unglaublich fasziniert hatten und die sie so<br />

sehr liebte. <strong>Die</strong>se Augen, die so frech und anzüglich blitzen konnten und in denen sie so oft<br />

hier in der Gefangenschaft unendliche Liebe und Trost gesehen hatte. Sie dachte an den ge-<br />

meinsamen Aufenthalt in der schrecklichen Kiste, den sie ohne Sawyer nicht überstanden<br />

hätte. Eine eisige Faust krallte sich um ihr Herz und in ihren Eingeweiden schienen Eiswürfel<br />

zu liegen. Sie hatte nie zuvor in ihrem Leben eine solche entsetzliche Angst gehabt. Sie wollte<br />

ihn nicht verlieren. Wie sollte sie denn ohne ihn weiter leben? Sie sah, wie Sawyers sich unter<br />

Würgen und Husten zwang, weiter tief zu atmen und wusste nicht, woher sie die Kraft nahm,<br />

nicht einfach zu schreien, hysterisch, verzweifelt, hoffnungslos. Als sie sah, wie Sawyer<br />

keuchte und seine Augen, aus denen Tränen stürzten, glasig wurden, war es mit ihrer Be-<br />

herrschung endgültig vorbei. Auch Kate stürzten wieder Tränen über das leichenblasse Ge-<br />

sicht und dann sah sie aus tränenverschleierten, panisch aufgerissenen Augen, wie Sawyer<br />

nach einem krampfhaften Hustenreiz ganz langsam in sich zusammen sackte. Er verlor die<br />

Besinnung und seine Augen schlossen sich für immer.<br />

Dana sackte unmittelbar nach Sawyer ebenfalls langsam in ihrem Stuhl zusammen.<br />

Kates Augen zuckten in entsetzlicher Angst vom Monitor zu Sawyer, hin und her. Der Todes-<br />

kampf zog sich für die anderen Gefangenen schier endlos hin. Bis Dana und Sawyer das<br />

Bewusstsein endlich verloren hatten, waren schon fast drei Minuten vergangen. Das langsame<br />

Zellersticken zog sich fast neun Minuten in die Länge, eine absolute Qual für die zu-<br />

schauenden Gefangenen. Als der erst rasende Herzschlag Sawyers immer langsamer wurde,<br />

die Pulsfrequenz immer weiter Absackte, wimmerte Kate panisch vor sich hin. „Nein ... nein<br />

... nein ... NEIN!“ Und in dem Moment, als Sawyers Monitor schließlich Nulllinie anzeigte,<br />

schien auch bei Kate der letzte Faden, der sie noch aufrecht gehalten hatte, gekappt worden zu<br />

sein. Sie gab noch einen leisen Seufzer von sich, dann verlor sie einfach die Besinnung. Das<br />

Cyanwasserstoffgas hatte in Danas und Sawyers Körper langsam die Zellatmung unter-<br />

bunden. Durch den Energiemangel der Körperzellen kam es zur Bewusstlosigkeit. Nun er-<br />

stickten die Körper langsam, wovon die Bewusstlosen aber nichts mehr mit bekamen.<br />

Mulder hielt Danas Blick, versuchte, ihr zu signalisieren, dass er bei ihr war. Inständig<br />

wünschte er sich, dass sie gleich von ihrem geliebten Vater empfangen werden würde. Er<br />

dachte daran, wie Dana ihm geschildert hatte, dass sie vor Jahren einmal klinisch tot gewesen<br />

war und hoffte, es würde wieder so angenehm für sie sein. Er hatte auch schon Nahtoderleb-<br />

nisse gehabt und wusste, dass entscheidende Ereignisse des Lebens vor dem inneren Auge<br />

vorbeizogen. Mulder empfand eine irrationale Dankbarkeit dafür, dass Danas Blick ihm sagte,<br />

dass sie in ihren letzten Minuten ganz bei ihm war. Ob sie auch an ihre erste Begegnung<br />

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