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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Klebestreifen über die Lippen, die auch jede Lautäußerung unmöglich machten. Dass man sie<br />

an den Oberarmen packte und weg führte, beunruhigte alle zusätzlich.<br />

Draußen<br />

Wir sind nur dadurch erfolgreich, dass wir uns im Leben oder im Krieg oder wo<br />

auch immer ein einzelnes beherrschendes Ziel setzen, und diesem Ziel alle anderen<br />

<strong>Über</strong>legungen unterordnen.<br />

Dwight D. Eisenhower<br />

Nichts zu sehen und gleichzeitig auch akustisch nichts wahr zu nehmen war<br />

schlimmer, als jeder einzelne von ihnen sich vorgestellt hatte. Dass auch die Hände durch die<br />

Fixierung am Halsband jeglicher Möglichkeit, etwas zu Ertasten, beraubt worden waren,<br />

machte die Isolierung fast perfekt. Mit mehr oder weniger heftig klopfenden Herzen wurden<br />

die Gefangenen vorsichtig weg geführt. Schön hintereinander, was sie selbst natürlich nicht<br />

wahrnehmen konnten, wurden sie aus dem Kerker geführt. Mit dem Fahrstuhl, in vier<br />

Gruppen aufgeteilt, ging es ganz nach unten, in die Kellerräume des Gebäudes, sogar noch<br />

unterhalb des Zellentraktes. Hier wurden die Gefangenen in einen Kleinbus verladen, der sich,<br />

kaum dass alle saßen, langsam in Bewegung setzte. Immer noch drang kein Ton durch die<br />

erschreckend dichten Kopfhörer. Jake kannte dieses schreckliche Gefühl ja schon zur Genüge.<br />

Jetzt jedoch, im Zusammenhang mit dem gleichzeitigen nichts Sehen können, potenzierte sich<br />

das unangenehme Gefühl extrem. Das sie gefahren wurden, war allen sofort klar, denn der<br />

gänzlich fehlende Sicht und Hörreiz steigerte das Spüren, das Fühlen, um ein vielfaches.<br />

Schnell erkannten die hilflosen Probanden feine Unterschiede, wie leichten Fahrtwind, der<br />

durch ein scheinbar offenes Fenster drang, eine kühle Brise, die von einer eingeschalteten Air-<br />

Condition her rühren mochte, Sonne, die durch Fenster auf einer Seite des Gefährtes, in dem<br />

sie saßen, auf ihre nackten Arme fiel. <strong>Über</strong> allem aber schwebte die Angst wie eine dunkle<br />

Wolke. <strong>Die</strong> bisherigen Erfahrungen während ihrer Gefangenschaft hatten schon öfter alle oder<br />

wenigstens einige von ihnen an den Rand der physischen und psychischen Kraft gebracht.<br />

Was mochte jetzt wieder auf sie zukommen?<br />

Jegliches Gefühl für Zeit war ihnen allen sowieso schon abhanden gekommen und so<br />

war es kein Wunder, dass keiner von ihnen, auch Booth, der noch das beste Zeitempfinden<br />

hatte, sagen konnte, wie kurz oder lang die Fahrt war. Irgendwann blieb das Gefährt jeden-<br />

falls stehen und als nächstes fühlten die Gefangenen sich auf die Beine gezogen und aus dem<br />

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