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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

und zugleich sorgte das Salzwasser auch dafür, dass die Wunde inzwischen so gut wie gar<br />

nicht mehr blutete. <strong>Über</strong> Jake wurde es heller und dann durchstieß sein Kopf die Wasserober-<br />

fläche. Er hielt sich nicht mit Aufatmen auf, sondern schwamm zügig los, dem rettenden Ufer<br />

zu. - Oh Gott, bitte, lass sie weg sein. - dachte er verzweifelt. Er schwamm weiter und dann<br />

geschah es. Vor sich im Wasser tauchte ein grauer Schatten auf. Jakes Herz übersprang einige<br />

Schläge und er stockte im Schwimmen. Hier hilflos an der Wasseroberfläche zu treiben und<br />

zu wissen, unter ihm schwammen die gefährlichen Raubfische hin und her, versetzte ihn<br />

wirklich in Panik. Er musste sich zwingen, nicht hektisch loszupaddeln. Zitternd setzte er sich<br />

langsam wieder in Bewegung. Jeden Moment erwartete er, den Schmerz eines Bisses zu<br />

spüren. In Zeitlupe schien das Ufer näher zu kommen. <strong>Die</strong> Raubfische umkreisten ihn. Er<br />

konnte sie sehen und ab und zu sogar spüren, wenn er mit den nackten Füßen eines der Tier<br />

berührte. Er wusste, es konnte jeden Moment zu einer alles beendenden Attacke kommen.<br />

Schweißperlen im Wasser auf der Stirn zu spüren, war ihm neu. Wieder spürte er einen der<br />

Fische an seinem rechten Fuß. Panisch hielt er die Luft an. Er wartete auf den grausamen<br />

Schmerz, den der Biss verursachen würde, auf das typische Reißen, wenn ein Hai ein Stück<br />

Fleisch aus seinem Opfer heraus schüttelte. Jeden Moment würde einer der Raubfische zu-<br />

beißen, er war sich ganz sicher.<br />

Doch nichts geschah. Plötzlich tauchte unmittelbar vor Jake einer der Raubfische auf.<br />

An der schwarzen Spitze seiner Rückenflosse konnte Jake ihn als Schwarzspitzenriffhaie<br />

Riffhai einordnen. Zum Glück keiner der angeblich hier lebenden Bullen- oder Makohaie. Der<br />

Raubfisch kam zielstrebig näher und Jake streckte unwillkürlich die rechte Hand aus, um das<br />

Tier abzuwehren. Er drücke den Raubfisch einfach zur Seite und merkte gar nicht, dass er sich<br />

dabei die Hand an den Zähnen des Tieres am Ballen ziemlich übel aufschnitt. Immer näher<br />

kam das rettende Ufer. Und dann spürte er statt der rauen Haut eines Haies plötzlich den<br />

sandigen Grund unter seinen Füßen. Fast hätte er aufgeschluchzt vor Erleichterung. Schritt für<br />

Schritt überwand er die letzten Meter und dann sank er zitternd und bebend auf die Knie.<br />

Seine Hände krallen sich in den Sand des Ufers. Er hatte es tatsächlich geschafft. Jake konnte<br />

nicht fassen, dass er noch lebte. Tränen liefen ihm über die Wangen. Der Wachmann hatte<br />

Jakes verzweifelten Versuch, in einem Stück das Ufer zu erreichen, aufmerksam beobachtet.<br />

Nun kam er zu dem völlig erschöpften jungen Mann und zog ihn unsanft auf die Füße. „Hast<br />

du deine Zahl?“, herrschte er Jake an. Zitternd nickte dieser. „Gut, dann geht es zurück.“ Jake<br />

hatte das ungute Gefühl, der Wachposten hätte ihn gnadenlos zurück ins Wasser gestoßen,<br />

wenn er die Zahl nicht bekommen hätte. Er drückte ohne Rücksicht auf die Verletzung Jakes<br />

Arme auf den Rücken und ließ die Karabinerhaken der Handfesseln einschnappen.<br />

Aufstöhnend vor Schmerzen spürte Jake, wie ihm die Augenmaske wieder übergestreift und<br />

die Kopfhörer aufgesetzt wurden. Er wurde vorwärts gedrückt und hatte Bedenken, dass seine<br />

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