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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

<strong>Die</strong> Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer.<br />

Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf<br />

seine Weise.<br />

Werner von Braun<br />

House kehrte bedrückt in seine Zelle zurück. Auch Sawyer hatte den strategischen<br />

Rückzug in seine eigene Zelle angetreten, nachdem er Kate erklärt hatte, was los war. Er hatte<br />

ihr leise klar gemacht, dass sie sich hinlegen konnte, um zu schlafen. Als Kate sah, wie House<br />

sich über Booth beugte, hatte sie es auch geradezu panisch vorgezogen, sich in ihr Bett zu<br />

legen. Sie versuchte krampfhaft, nicht daran zu denken, was House gezwungen war, bei<br />

Booth zu machen. House selbst kehrte nach der demütigenden Aktion in seine Zelle zurück,<br />

zum Einen, um Booth Gelegenheit zu geben, sich etwas zu erholen, zum <strong>Anderen</strong> aber auch,<br />

um selbst erst einmal damit fertig zu werden, was er gerade zu tun gezwungen gewesen war.<br />

Als er wieder in seinem Bett lag, bemühte er sich, die ganze Angelegenheit als einen schon<br />

hundert Mal durchgeführten Routinevorgang bei einem ganz normalen, x-beliebigen Patienten<br />

zu sehen. Er versuchte, sich zu dem Eingriff ein weißes, anonymes Gesicht vorzustellen,<br />

musste sich jedoch nach wenigen Minuten bereits eingestehen, dass es ihm nicht gelang. Er<br />

sah immer wieder Booth‟ Gesicht, die Augen verzweifelt zusammen kneifend, Tränen auf den<br />

blassen, eingefallenen Wangen. House fluchte unhörbar. Es war noch nicht lange her, da hatte<br />

er hier gesessen und sich gewünscht, irgendwas für seine Mitgefangenen tun zu können und<br />

kaum hatte er die Möglichkeit, verfluchte er diese Tatsache aus tiefstem Herzen. Das war es<br />

nicht, was er sich gewünscht hatte tun zu können. Er schaffte es nicht mehr, Abstand zu<br />

halten, wie es ihm daheim im Princeton Plainsboro gelang. Zu tief war die Verbindung schon,<br />

die sie alle hier auf Grund der äußeren Umstände miteinander eingegangen waren.<br />

Booth hatte die Augen geschlossen, wie House es ihm geraten hatte, konnte jedoch das<br />

Fühlen nicht Abschalten. Er spürte sehr wohl, wie House seinen Penis in die Hand nahm,<br />

spürte die kühle Desinfektionslösung auf seiner Eichel, fühlte, wie der Schlauch in seinen<br />

wehrlosen Körper geschoben wurde. Was er nicht fühlte waren die heißen Tränen, die ihm die<br />

Wangen herunter liefen. Tränen der Scham. Er überlegte verzweifelt, was schlimmer war:<br />

Dass House es machen musste oder wenn es einer der Entführer gemacht hätte. Er wusste es<br />

nicht. Er wusste nur, dass er sich nie zuvor so gedemütigt gefühlt hatte. Für einige Augen-<br />

blicke hatte er House gehasst, abgrundtief und irrational. Doch der Moment war schnell ver-<br />

gangen und zurück blieb nur das ungeheure Schamgefühl, an dem Booth glaubte, zu er-<br />

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