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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

um einen unsichtbaren Gegner ausfindig zu machen. Er wollte der Stimme antworten, als sie<br />

ihn anbellte: „Geh gefälligst auf die Knie, du mieser Killer.“ Erschrocken beeilte Booth sich,<br />

auf die Knie zu sinken. <strong>Die</strong> Stimme Rahims lachte ihn aus. „So gefällst du mir, Mr. Scharf-<br />

schütze. So bleibst du hocken. <strong>Die</strong> Haltung ist angemessen für dich.“<br />

Booth kniete in der unüberwindlichen Dunkelheit, zitternd, in angstvoller Erwartung,<br />

was Rahim als nächstes von ihm verlangen würde. Er wagte nicht, sich zu rühren, aufzustehen<br />

oder die Haltung in irgendeiner Form zu verändern. Doch nichts geschah. Rahim war nicht<br />

mehr zu hören. Minuten reihten sich aneinander. Booth starrte in die Schwärze vor seinen<br />

Augen. Und plötzlich und überwältigend wurde ihm klar, dass er einer Sinnestäuschung auf-<br />

gesessen war. Er sackte in sich zusammen, schloss verzweifelt die Augen und flüsterte: „Shit,<br />

shit, shit.“ Er zitterte immer noch am ganzen Körper und war schweißgebadet. Langsam ließ er<br />

sich seitwärts zu Boden sinken und blieb zusammen gerollt auf der Seite liegen. „Bones ... Hilf<br />

mir. Ich weiß nicht, wie ich das hier überstehen soll.“, flüsterte er erschöpft. Lieber würde er<br />

noch hundert Mal den Weg über die Hängebrücke zurücklegen, als hier in dem schwarzen<br />

Nichts zu hocken. Booth konnte mit Schmerzen umgehen, aber diese psychische Belastung<br />

hier ... Jeder Mensch hatte eine Achillesferse, bei Booth war es diese erzwungene Isolation.<br />

Cameron, Allison<br />

Zelle 1, Tag 1, 16.45 Uhr<br />

Status: Apathisch, bewegt sich kaum, verhält sich ruhig, Pulsfrequenz 84.<br />

Cameron hatte das Gefühl, schon seit Tagen in diesem grässlichen Gefängnis zu<br />

stecken. Sie hatte sich kaum bewegt, jetzt aber spürte sie den dringend Wunsch, die Toilette zu<br />

finden. Vorsichtig richtete sie sich auf, bis sie kniete. Dann begann sie, sich in die Richtung<br />

vorzuschieben, in der sie meinte, die Toilette in Erinnerung zu haben. Als sie auf eine Wand<br />

stieß, keuchte Allison vor Schreck auf. Sie richtete sich auf und tastete sich an der Wand ent-<br />

lang. Hier musste doch die Toilette irgendwo sein. Nach fünf, sechs zögernden, kleinen<br />

Schritten stieß Allison auf die nächste Wand, tastete sich weiter. Und die nächste Wand.<br />

Wieder keine sechs Stritte. Und dann stöhnte Cameron leise auf: Sie war mit dem nackten Fuß<br />

gegen einen harten Gegenstand gestoßen. Als sie fertig war, rutschte sie an der Wand entlang<br />

etwas weg von dem WC, dann ließ sie sich zu Boden sinken. Sie spürte Tränen auf ihren<br />

Wangen und konnte diese nicht einmal fort wischen, da sie mit den Händen nicht an ihr Ge-<br />

sicht kam. Cameron starrte blicklos in die Schwärze. Was wohl Booth und Gibbs in den Zellen<br />

neben ihr durchmachten? Allison schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie dank der<br />

Fesselung ihrer Hände nicht einmal im Stande war, sich nach der Benutzung der Toilette zu<br />

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