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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

trafen, schmerzte inzwischen heftig. Sawyer hatte unerträglichen Durst und war bereit, so<br />

ziemlich alles zu tun, um diese Tortur zu beenden. Seine Blase war mittlerweile wieder zum<br />

Bersten voll. Er zuckte und wand sich in den Fesseln, kämpfte geradezu panisch gegen den<br />

Drang, einfach los zu pinkeln, an.<br />

Sawyer hatte die Befürchtung, dass er in absehbarer Zeit wohl mit einer Wiederholung<br />

der unangenehmen Prozedur der Blasenentleerung rechnen musste. Er schüttelte sich. Eine<br />

schlimmerer Demütigung als sich hilflos gefesselt gefallen lassen zu müssen, von diesen<br />

Typen am Penis begrapscht zu werden konnte er sich nicht vorstellen. Kaum hatte Sawyer<br />

diesen Gedanken mühsam zu Ende geführt, hörte er, wie die Kerkertür geöffnet wurde.<br />

Schritte näherten sich. Dann trat der Typ mit dem Tablett in den Händen zu ihm. Sawyer war<br />

inzwischen schon zu fertig, als dass er noch psychisch in der Lage gewesen wäre, Gegenwehr<br />

zu zeigen. Als der Mann ihn wieder bloß legte, wand er sich in den Fesseln. Dann schüttelte<br />

er verzweifelt, fast hysterisch, den Kopf. „… nicht … lass <strong>mich</strong> … in Frieden. Verschwinde.<br />

Fass <strong>mich</strong> nicht an. … Lass <strong>mich</strong> … Macht <strong>mich</strong> endlich los.“ Kaum waren die Worte über<br />

seine Lippen gekommen, hasste er sich schon für seine Schwäche. Unbeeindruckt von<br />

Sawyers Betteln desinfizierte der Typ erneut Sawyers Eichel und begann dann, den dünnen<br />

Plastikschlauch wieder in dessen Harnröhre zu schieben. Aus irgendeinem unerklärlichen<br />

Grund tat es diesmal heftig weh, als der Arzt wenig vorsichtig den Schlauch wieder einführte.<br />

Zitternd, keuchend und sich windend musste der junge Mann auch diesmal die Prozedur über<br />

sich ergehen lassen. Anschließend wurde ihm noch erneut Blut angenommen und der Doktor<br />

überprüfte wieder seinen Blutdruck. Dann war er abermals alleine.<br />

Einzelne Tränen liefen ihm kurzfristig über die Wangen und er erstickte fast an seinem<br />

Schamgefühl und seinem Hass. Er hatte das Gefühl, etwas in ihm wäre zerbrochen. Bei einer<br />

Erkrankung von einem Arzt einer solchen Prozedur unterzogen zu werden, war eine Sache.<br />

Wehrlos gefesselt von einem wildfremden Typen … Sawyer zitterte vor Erschöpfung, Hass<br />

und Scham. Er war so müde. Niemals hätte er gedacht, dass Schlafentzug so schlimm wäre.<br />

Er fühlte sich furchtbar. <strong>Die</strong> Augen waren trocken und brannten heftig. Ihm war inzwischen<br />

speiübel. Sein Kopf hämmerte. Alles drehte sich. Er konnte nicht mehr gerade aus Denken.<br />

Seine Lendenwirbel fühlten sich an, als träfe der Impuls dort auf verbranntes Fleisch. Seine<br />

Augen schimmerten glasig und irrten unruhig hin und her, alles verschwamm, er konnte<br />

nichts mehr mit dem Blick fixieren. Er fror erbärmlich, zitterte heftig am ganzen Leib. Er<br />

musste sich mit aller Macht zwingen, nicht leise vor sich hin zu wimmern. Fast wäre er für<br />

einen Knebel dankbar gewesen, denn er merkte, dass ihm immer wieder leises Wimmern und<br />

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