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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

schloss die Augen. Kate sah ihn aufmerksam an. Blass und kaputt sah er aus, aber sie machte<br />

sich nichts vor, besser sah sie selbst auch nicht aus. Sie hätte gerne gewusst, wie es in ihm aus-<br />

sah, wollte aber auf keinem Fall alles wieder aufreißen, was gerade erst kurz unter der Ober-<br />

fläche dümpelte. Sie sah vor ihrem geistigen Auge, wie Sawyer in der Gaskammer in sich zu-<br />

sammen gesackt war und spürte heiße Wellen der Angst durch sich hindurch jagen. Nur nicht<br />

daran denken. Sie schüttelte sich. Sawyer öffnete die Augen und sah sie an. „Was ist, Süße?“<br />

Er hatte Kates Erbeben gespürt. „Nichts. Ich ... kalt, mir ist etwas kalt.“, antwortete Kate viel<br />

zu schnell, als das Sawyer nicht klar gewesen wäre, dass etwas ganz anderes war. Er sagte<br />

jedoch nichts, sondern hing seinen eigenen Gedanken nach, die alles andere als angenehm<br />

waren. Er war noch müde, das war wohl eine Müdigkeit, die der seelischen Erschöpfung ent-<br />

sprang. Sawyer trank sein Bier aus, nahm Kate die inzwischen ebenfalls leere Dose ab und<br />

legte sich dann wieder zu ihr. „Ich bin so müde, als hätten wir seit Tagen nicht geschlafen.“,<br />

erklärte Kate, kaum, dass sie eng aneinander gekuschelt wieder unter der Decke lagen. „Geht<br />

mir genau so, ich weiß auch nicht, woran das liegt. Wir haben gerade erst stundenlang ge-<br />

schlafen und ich fühle <strong>mich</strong>, als wäre ich seit Tagen wach.“<br />

Kate gab Sawyer einen zärtlichen Kuss und sagte sanft: „Dann lass uns die unerwartete<br />

Ruhe ausnutzen, Honey, und schlafen, solange es uns erlaubt wird.“ Sie legte ihren Kopf auf<br />

Sawyers Brust. Kate versuchte, weg zu dösen, dann merkte sie, dass Sawyers Atem ruhig und<br />

gleichmäßig kam, er war eingeschlafen. So müde Kate auch war, ihr gelang es nicht. Minuten<br />

reihten sich aneinander und sie lauschte unendlich glücklich auf Sawyers ruhige Atemzüge.<br />

Dass er überhaupt noch atmete, kam ihr immer noch wie ein Wunder vor. Dann aber merkte<br />

sie, dass sein Atem unregelmäßiger und flacher wurde. Und plötzlich ging es blitzschnell:<br />

Sawyer wurde unruhig, zitterte am ganzen Leib und sein Kopf wand sich auf dem Kissen<br />

fahrig hin und her. Bevor sie noch Gelegenheit bekam, ihn zu wecken, fuhr er mit einem<br />

Keuchen hoch und zitterte nach Atem ringend am ganzen Körper. Kate nahm seine Hände und<br />

sagte eindringlich: „Pssst, ganz ruhig, Baby, du hast nur geträumt. Es ist alles okay.“ Sawyer<br />

saß mit weit aufgerissenen Augen im Bett und versuchte, sich zu beruhigen. „Scheiße.“, fluchte<br />

er atemlos. „Was für ein Albtraum ...“ Er ließ es zu, das Kate ihn an sich zog und so sanken sie<br />

ins Kissen zurück. Nach einigen Minuten merkte Kate, dass Sawyer sich entspannte und fragte<br />

leise: „Geht es wieder? Willst du drüber sprechen?“ „Nein, eigentlich gibt es nichts zu Reden.<br />

Ich hatte einen Albtraum. Das ist alles. Komm, lass uns weiter schlafen.“ Sawyer machte dicht<br />

und Kate wusste, jetzt würde sie kein weiteres Wort aus ihm heraus bekommen.<br />

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