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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Haltung überhaupt schlafen zu können. Er wünschte, er könnte sich ein klein wenig bewegen,<br />

aber sehr viel mehr, als verkrampfte Muskeln anzuspannen und wieder zu lockern blieb ihm<br />

nicht. Um sich herum in den Zellen waren ruhige Atemzüge und hier und da ein leises<br />

Schnarchen zu hören. Langsam wurde auch Sawyer müde. Er hatte Durst, inzwischen doch<br />

ein wenig Hunger und ein sehr mulmiges Gefühl, wie lange er hier wohl liegen sollte. Er hob<br />

seinen Kopf soweit es ging und drehte ihn hin und her, in der Hoffnung, seine Nacken-<br />

muskeln ein wenig zu lösen. Dann ließ er den Kopf sinken und schloss seufzend die Augen.<br />

Warum sollte er nicht wenigstens versuchen, auch ein wenig zu schlafen.<br />

Als ein scharfer Schmerz durch seine Lendenwirbel und den Rücken entlang fuhr,<br />

zuckte er heftig zusammen. Ein überraschtes und erschrockenes, keuchendes Zischen entrang<br />

sich seinem Mund. Er biss sich auf die Lippen, um ein Aufschreien zu unterdrücken.<br />

Verdammt, was war das? Es hatte sich wie ein kleiner Stromschlag angefühlt. Sawyer er-<br />

innerte sich wieder an die kleine Öffnung in Höhe seiner Lendenwirbel. Dort musste ein Im-<br />

pulsgeber installiert sein. Was sollte das? Was hatte er falsch gemacht? Er hatte nicht ge-<br />

sprochen, nichts gemacht. Warum erfolgte also eine Strafe? Vielleicht einfach nur willkür-<br />

lich? Der Schmerz ließ so schnell nach wie er aufgekommen war und Sawyer zuckte gedank-<br />

lich die Schultern. Es brachte ohnehin nichts, sich Gedanken über die Aktionen der Irren zu<br />

machen, in deren Händen sie sich befanden. Kopfschüttelnd schloss er erneut die Augen. Nur,<br />

um kurze Zeit später erneut hochzufahren. <strong>Die</strong>smal konnte er einen Schmerzlaut nicht mehr<br />

unterdrücken. „Ah.“ - Verdammt. Was soll das? - Langsam dämmerte es Sawyer. Sich gegen<br />

erneuten Schmerz wappnend, schloss er demonstrativ wieder die Augen. In Gedanken zählte<br />

er. Und richtig. Als er bei dreißig angekommen war, zuckte ein weiterer, heftiger Stromschlag<br />

seine Wirbelsäule entlang. <strong>Die</strong>smal war er vorbereitet und schaffte es zähneknirschend, jeden<br />

Schmerzlaut zu unterdrücken. Also Schlafentzug. Dem Wehrlosen lief eine Gänsehaut den<br />

Körper herauf. Das waren nicht die schönsten Aussichten.<br />

Der psychologische Nebeneffekt der neu erworbenen Erkenntnis war, dass Sawyer<br />

schnell ziemlich müde wurde. Es war unglaublich, wie das Wissen, nicht schlafen zu dürfen,<br />

Wellen von Müdigkeit auslösen konnte. <strong>Die</strong> Stille um ihn herum, die gleichmäßigen Atem-<br />

züge aus den Zellen, das gedämpfte Licht, die im Grunde friedlich Atmosphäre im Kerker, all<br />

das tat ein Übriges, den jungen Mann einzulullen. Er merkte nicht einmal, dass ihm die Augen<br />

irgendwann zufielen. Erst, als ein weiterer Schmerzimpuls durch seinen Körper zuckte, wurde<br />

ihm bewusst, dass er eingenickt war. Keuchend bäumte er sich in den Fesseln auf. „Scheiße,<br />

verdammte.“, fluchte er unhörbar. Nun zwang Sawyer sich, wach zu bleiben. Er war ja kein<br />

Masochist. Verzweifelt versuchte er, sich auf irgendetwas zu Konzentrieren, dass ihn wach<br />

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