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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Mulder hatte sich wieder ein wenig unter Kontrolle bekommen. An Schlaf war jedoch<br />

nicht zu denken, viel zu ausgeschlafen war er noch. Er versuchte zu analysieren, was die<br />

Aktionen ihrer Entführer bewirken sollten. Es half ihm, wenn er verstehen konnte, warum<br />

unangenehme Dinge geschahen. In Gedanken ging er chronologisch durch, was bisher mit<br />

den Gefangenen getan worden war. Sie waren zunächst ihrer Kleidung beraubt und in die<br />

lächerlichen Kittel gesteckt worden. Das und die konsequente Anrede mit Nummern sollte<br />

Identitätsverlust bewirken. <strong>Die</strong> Gefangenen waren wie Laborratten behandelt worden und<br />

sollten sich auch genau als solche fühlen. Man hatte ihnen drastisch klar gemacht, dass es<br />

kein Entkommen gab und dass Ungehorsam schwer bestraft wurde. Hinzu kam der Verlust<br />

jeglicher zeitlicher Orientierung. Sehr geschickt, musste der Psychologe zugeben. <strong>Die</strong> Maß-<br />

nahmen waren absolut geeignet gewesen, jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Dann<br />

waren die Gefangenen, die von den Leuten, in deren Gewalt sie sich befanden, sicher als Pro-<br />

banden bezeichnet wurden, dazu gezwungen worden, bis zur völligen Erschöpfung zu<br />

arbeiten und nun der krasse Wechsel zur praktisch vollständigen Bewegungslosigkeit. - Ge-<br />

lernte Hilflosigkeit - dachte Mulder. - Willkürlich, unabhängig von unserem Verhalten<br />

machen die Wachen mit uns, was auch immer sie wollen. Wir alle haben Angst, ist doch<br />

offensichtlich, dass niemand das Geringste unternehmen könnte, ganz gleich ob wir gequält<br />

oder die Frauen vor unseren Augen vergewaltigt würden. Sicher werden die uns eine Weile<br />

schmoren lassen, diese Erkenntnis unserer absoluten Ohnmacht, des vollkommenen Aus-<br />

geliefertseins sacken lassen. -<br />

Dana gingen ähnliche <strong>Über</strong>legungen durch den Kopf. Wie mit Sicherheit bei allen<br />

Frauen verursachte die Haltung, in der sie wehrlos fixiert war, mehr als nur Unbehagen.<br />

Praktisch nackt, die Hände gefesselt, die Beine leicht gespreizt fixiert, musste zwangsläufig<br />

die Sorge auslösen, auch sexuellen <strong>Über</strong>griffen jeder Art hilflos ausgeliefert zu sein. Mit<br />

dieser größten Angst der Frauen und ihrer Partner hatten die Entführer ja bereits geschickt<br />

gespielt. - Genau das tun diese Leute, sie spielen mit uns. - dachte Scully. Ihr nüchterner Ver-<br />

stand zwang die Panik nieder, die in der zierlichen Rothaarigen aufsteigen wollte. Wenn Ver-<br />

gewaltigung auf dem Plan stünde, hätten die das längst getan. - Irgendetwas wollen die Ver-<br />

antwortlichen von uns, wir werden systematisch darauf dressiert, ohne Zögern zu gehorchen,<br />

was auch immer von uns verlangt werden mag. Unser Widerstandswille ist längst gebrochen,<br />

wir beginnen zu akzeptieren, dass wir vollkommen abhängig vom Wohlwollen der skrupel-<br />

losen Leute sind, in deren Gewalt wir uns befinden. Wir sollen gefügig gemacht, aber nicht so<br />

vollständig gebrochen werden, dass wir für anspruchsvolle Aufgaben unbrauchbar werden. -<br />

machte die Ärztin sich bewusst. Einige Grundkenntnisse in Psychologie hatte sie in ihrem<br />

Studium mitbekommen und etliche Jahre engster Zusammenarbeit mit einem Psychologen<br />

hatten diese zwangsläufig vertieft. - Es besteht kein Grund zu der Annahme, dass wir Frauen<br />

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