25.10.2013 Aufrufe

Die Anderen - Über mich

Die Anderen - Über mich

Die Anderen - Über mich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Sawyer hatte die Erklärung des Arztes gehört und sah zu Kate auf, die gedankenver-<br />

loren ihre Finger durch seine Haare gleiten ließ. Er grinste auf diese unnachahmlich freche<br />

Weise, die Kate schon vom ersten Abend an so fasziniert hatte, zu ihr hoch. „Dafür brauche<br />

ich keinen Wasserentzug.“ Kate wusste, was Sawyer meinte und verdrehte lächelnd die<br />

Augen. Sie hatte Angst vor dem Moment, an dem der dunkelhaarige Arzt, der Sawyer über-<br />

wachte, beschloss, dass er wieder alleine sein könnte. Zurück in ihre Zelle gebracht zu<br />

werden, Sawyer alleine lassen zu müssen, jagte der jungen Frau einen Schauer über den<br />

ganzen Körper. Sawyer spürte sie erschauern und griff nach ihrer Hand. Er lächelte ihr liebe-<br />

voll zu. Sie sah zu ihm herunter und biss sich auf die Lippen. Gerade wollte sie etwas sagen,<br />

als das rote Licht wieder anging. Schulterzuckend formten ihre Lippen: „Ich liebe dich.“<br />

Sawyer erwiderte auf die gleiche Weise: „Ich dich auch.“ Er deutete auf die Wasserflasche.<br />

Kate nickte und reichte sie ihm. Dabei dachte sie an Jake und Mulder und die Diskussion, die<br />

ihretwegen gerade stattgefunden hatte. <strong>Die</strong> beiden Männer waren in den Augen aller hier<br />

wirklich nur dämlich. <strong>Die</strong> Einzige, die wirklich Mitleid hatte, war natürlich Heather. In ihren<br />

verliebten Augen war Jakes Verhalten zwar auch dumm, aber sie hätte ihm das nie gesagt.<br />

Dass er sich selbst damit am meisten schadete, sah die junge Frau genauso. Sie sah immer<br />

wieder zu Kate und Sawyer herüber und wünschte sich, sie könnte auch so bei Jake sein.<br />

Gerade tauschte Kate den inzwischen wieder mal geschmolzenen Eisbeutel auf Sawyer Seite<br />

aus. Sie öffnete den Eiswürfelbehälter und nahm eine Hand voll Würfel, stopfte sie in den<br />

kleinen Stoffbeutel und verschloss den Eisbehälter wieder gründlich. Dann drückte sie den<br />

Beutel sanft auf Sawyers Seite.<br />

Sich nicht wenigstens unterhalten zu können, war für alle eine wirkliche Strafe. Wenn<br />

man sich schon körperlich langweilte, war Schweigen umso schlimmer. Selbst die genervten<br />

Plänkeleien waren immerhin dazu gut, sich abzulenken. <strong>Die</strong>ses Schweigen, das auf dem<br />

Kerker lastete, war für alle schwer zu ertragen. Geräusche, die nun einmal entstanden, wenn<br />

sechzehn Menschen auf engem Raum zusammen hockten, wurden durch die Stille überlaut.<br />

Das ungeschützte benutzen des WCs fiel besonders den Frauen immer noch schrecklich<br />

schwer. Es war erniedrigend und machte jedem einzelnen Häftling immer wieder klar, wie<br />

verletzlich und hilflos sie alle waren. Dass sie außerhalb der Zellen nicht einmal Herr be-<br />

ziehungsweise Frau über ihre Hände waren, machte dies noch deutlicher. Selbst, wenn sich<br />

Widerstand in ihnen regen würde, wären sie alleine diejenigen, die darunter würden Leiden<br />

müssen. Was sie auch taten, die Verlierer waren IMMER sie. Wehrten sie sich, litten nicht<br />

nur sie selbst, sondern auch noch die jeweiligen Kollegen, Partner oder Lebensgefährten unter<br />

harten Bestrafungen, wehrten sie sich nicht, standen offensichtlich häufig genug schmerz-<br />

hafte, gefährliche oder bestenfalls sehr unangenehme Sachen auf dem Programm ihrer Ent-<br />

71

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!