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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Knacken im Lautsprecherbereich gab. <strong>Die</strong> ihnen schon so wohlbekannte Stimme ertönte.<br />

„Nummer 12, vor dir hast du eine Anordnung von zwölf Schaltern. Zehn dieser Schalter<br />

werden bei Betätigung das Laufband, auf dem Nummer 2 liegt, jeweils schneller auf die Säge<br />

zutreiben.“ Jake keuchte erschrocken auf, als sich das Band unter ihm ein Stück bewegte.<br />

„Einer der Schalter stoppt die Vorwärtsbewegung, und einer rettet Nummer 2 das Leben, in<br />

dem er das Band wieder zurückfährt. Wir werden Nummer 2 jetzt in die Startposition bringen,<br />

dann wird das Band sich langsam auf die eingeschaltete Säge zu bewegen. Zehn Minuten,<br />

wenn du bis dahin nicht den richtigen Schalter hast, ist Nummer 2 Geschichte. Nummer 2,<br />

hoffe für dein Leben, dass die Fähigkeiten von Nummer 12, über die du so gelacht hast, wirk-<br />

lich vorhanden sind, sonst bist du in zehn Minuten tot.“ Man gab Jake und Heather ein paar<br />

Augenblicke, um das gerade Gehörte einsickern zu lassen. Dann gab es ein metallisches Ge-<br />

räusch und die Kreissäge wurde angeworfen. Ein Tröten ertönte, über der Kreissäge an der<br />

Wand erschien eine Stoppuhr, die rückwärts die Zeit herunter zählte. Und dann gab es einen<br />

Ruck und das Fließband lief an.<br />

Heather starrte, unfähig, zu reagieren, auf Jake, der jetzt wirklich realisiert hatte, was<br />

hier geschah. Würgende Übelkeit überkam den jungen Mann. Er war verloren. Nie im Leben<br />

gab es solche Fähigkeiten, wie Locke sie haben sollte. Großer Gott. Er würde in neun<br />

Minuten tot sein. Grausam, qualvoll und sinnlos gestorben. Als er ganz langsam, aber immer<br />

noch viel zu schnell, auf das große Sägeblatt zufuhr, empfand Jake panische Angst wie nie<br />

zuvor in seinem alles andere als ruhigen Leben. Er hatte immer damit gerechnet, einmal ge-<br />

waltsam zu Tode zu kommen, aber seine <strong>Über</strong>legungen der Art und Weise, wie er sterben<br />

würde waren über eine gnädige Kugel, die seinem Leben ein mehr oder weniger schnelles<br />

Ende bereitete, nicht hinausgegangen. Hier auf eine derart grausame Weise sterben zu<br />

müssen, ließ ihn in panischem Entsetzen Aufkeuchen. Und dann übertönte eine erneute Laut-<br />

sprecheransage den Krach, den die Kreissäge machte. „Nummer 9, du hast die Wahl, zuzu-<br />

sehen oder den Raum zu verlassen.“ Heather erwachte wie aus einer Hypnose und schluchzte<br />

hysterisch auf. „NEIN!“ Jake brüllte los, bemüht, das Kreischen der Säge zu übertönen: „Hau<br />

ab. Raus hier. Verschwinde. RAUS!“<br />

Völlig fassungslos schüttelte Heather den Kopf. Selbst, wenn sie gewollt hätte, sie<br />

konnte Jake nicht verlassen. Sie schrie verzweifelt: „Nein, ich bleibe bei dir.“ Jake hörte ihre<br />

Worte und Tränen traten ihm in die Augen. „HAU AB. VERSCHWINDE. VERZIEH<br />

DICH!“ Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass inzwischen vier Minuten vergangen waren.<br />

<strong>Die</strong> Säge kam näher und näher. Eine eisige Faust krallte sich um sein wie irrsinnig<br />

schlagendes Herz. Er wollte nicht so sterben. Alles, nur das nicht. Wohl wissend, dass es<br />

völlig sinnlos war, fing Jake doch automatisch an, an den Fesseln zu zerren, die ihn auf dem<br />

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