25.10.2013 Aufrufe

Die Anderen - Über mich

Die Anderen - Über mich

Die Anderen - Über mich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Booth rot angelaufen war und äußerst verlegen wirkte. Sie sah ihn an. „Was ist los? Fühlst du<br />

dich nicht wohl?“ Betreten starrte Booth an die Decke. „Geht es dir nicht gut?“, fragte Bones<br />

noch einmal und setzte sich zu ihm. Booth seufzte. „Doch ... Nein ...“<br />

Bones machte „Aha.“ Und Booth seufzte erneut. „Weißt du, Bones, ich habe die<br />

Foltern im Kosovo ausgehalten, habe <strong>mich</strong> von Gallagher und seinem Handlanger Foltern<br />

lassen, man, ich weiß, was ich an Schmerzen aushalte. Aber als Sawyer, Jake und Mulder<br />

<strong>mich</strong> da in einer Tour geweckt haben ... Ich kann <strong>mich</strong> erinnern, dass ich am Ende nur noch<br />

rum gewimmert habe, dass ich nicht mehr kann.“ Er verstummte, verzweifelt, unglücklich,<br />

betroffen. Bones war sicher nicht die sensibelste Person auf dem Planeten. Aber in diesem<br />

einen Moment, diesem Augenblick, in dem Booth mehr als alles andere Trost und Zuspruch<br />

brauchte, vergaß die sonst teilweise so unglaublich unsensible Frau, dass sie Psychologie<br />

eigentlich hasste. Und sie bewies, dass sie auf dem College in den wenigen Psychologie-<br />

kursen, die sie hatte belegen müssen, sehr wohl etwas gelernt hatte. Sie nahm seine Hände<br />

und sagte ruhig: „Hör zu, Booth. Schmerzen ertragen und psychische Dauerbelastungen, sind<br />

zwei völlig verschiedene Dinge. Wir alle hier handeln nicht mehr rational. Hätten sie den<br />

Schlafentzug bei dir ganz am Anfang unserer Gefangenschaft gemacht, ich hätte mein ganzes,<br />

nicht unerhebliches Vermögen auf dich gesetzt. Im Augenblick würde ich auf keinen von uns<br />

auch nur einen Cent wetten. Wir alle sind physisch und psychisch vollkommen ausgelaugt.<br />

Booth, wir alle sind am Ende. Ich weiß manchmal nicht mehr, ob ich noch einen Tag über-<br />

stehe, ohne als schreiendes Nervenbündel in einer Ecke meiner Zelle zu enden. Ich denke so<br />

oft in der letzten Zeit, wenn ich noch einmal Zeugin werden muss, wie einem von uns etwas<br />

Furchtbares angetan wird, drehe ich durch.“ - Besonders, wenn du es bist, dem etwas angetan<br />

wird. - fügte sie in Gedanken hinzu. „Und du kennst <strong>mich</strong>, Booth, du weißt, dass man <strong>mich</strong><br />

nicht so leicht umwirft.“<br />

Booth hatte still dagesessen und Bones zugehört. Er wollte etwas erwidern, kam aber<br />

nicht dazu, denn in diesem Moment klapperte es in der Essenklappe und Bones eilte hinüber,<br />

um sein Essen in Empfang zu nehmen. Sie stelle es vor ihn, ging in die Küche und kam<br />

Augenblicke später mit Besteck und zwei Gläsern mit Eis und Scotch zurück. Sie reichte<br />

Booth ein Glas und sagte leise: „Cheers.“ „Cheers. Aufs <strong>Über</strong>leben.“ Sehr vorsichtig nippte<br />

Booth an dem Whiskey, dann aber kümmerte er sich erst einmal ausgiebig um sein Essen.<br />

„Mach langsam, okay, sonst bekommst du wirklich große Probleme.“, mahnte Bones. Booth<br />

nickte. Er musste sich gar nicht anstrengen, um langsam zu Essen, durch die Null-Diät hatte<br />

er nicht etwa Bärenhunger, sondern sich eher daran gewöhnt, nichts im Magen zu haben.<br />

Ganz langsam und genussvoll kaute er also auf seinem mehr als guten Essen und schob<br />

schließlich satt und befriedigt den Teller weg. Genüsslich trank er einen Schluck Whiskey.<br />

429

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!