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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

machte eine Notiz, fragte aber nicht nach, sondern wechselte das Thema. „Hast du schon ein-<br />

mal unter Depressionen gelitten, Nummer 12?“ Es war John extrem unangenehm, diese<br />

Schwäche zugeben zu müssen, aber er wagte nicht, zu lügen. <strong>Die</strong>se Leute wussten offensicht-<br />

lich alles über ihn und für Lügen mussten andere teuer bezahlen. So antwortete er wider-<br />

willig: „Ja, manchmal.“ „Bei welchen Gelegenheiten?“, hakte der Interviewer unerbittlich<br />

nach. „Immer wenn ich wieder einmal zurückgewiesen worden war, besonders, nachdem<br />

mein Vater <strong>mich</strong> fallen gelassen und als Helen <strong>mich</strong> verlassen hatte. Und natürlich, nachdem<br />

ich erfahren hatte, dass ich nie wieder würde laufen können.“ Locke schwieg und der Arzt<br />

schien auch nicht mehr zu erwarten. Er machte sich ein paar letzte Eintragungen in seinem<br />

PDA.<br />

Locke fühlte sich, wie schon die meisten anderen Gefangenen, erschöpft und aus-<br />

gelaugt nach dieser intensiven Befragung. Er war unendlich dankbar, dass es vorbei war.<br />

Erleichtert registrierte er, dass zwei Wachen Gibbs aus seiner Zwangslage befreiten, ihn sich<br />

bekleiden ließen und zurück in die Zelle führten. Locke hoffte, dass man ihn endlich aus dem<br />

Rollstuhl befreien würde. Dass geschah jedoch nicht. Stattdessen wurde er mit dem Rollstuhl<br />

in seine Zelle zurück gefahren. Dort ließen sie ihn stehen. Dann erst wandte sich der Arzt an<br />

Booth, der das Ende des Interviews mit zunehmendem Unbehagen beobachtete hatte. Auch<br />

die anderen Gefangenen wussten, was nun kommen würde. Der Arzt sah auf den hilflos Ge-<br />

fesselten herunter und sagte kalt: „Jetzt, Nummer 1, wirst du lernen, dass du nicht unauf-<br />

gefordert zu Reden hast. Du wirst es nach dieser Lektion ganz bestimmt begriffen haben,<br />

davon bin ich überzeugt.“ Booth konnte nicht verhindern, dass sein Herz ihm in der Kehle<br />

klopfte und ihm der Angstschweiß ausbrach. Bones traten nach diesen kalten Worten die<br />

Tränen in die Augen. Der Arzt erklärte: „Ich werde dich vertrauensvoll einem Fachmann<br />

überlassen und eine Tasse Kaffee trinken gehen. Ich wünsche dir viel Vergnügen.“ Er grinste<br />

diabolisch und verließ ruhig, zusammen mit den zwei Wachen, den Kerker. Booth lag hilflos<br />

da und wartete, was nun kommen würde.<br />

Alle zuckten zusammen, als sich Minuten später die Kerkertür wieder öffnete. Ein<br />

ziemlich großer Mann asiatischer Herkunft betrat den Kerker. Er hatte einen Eimer in der<br />

Hand und trat neben Booth, der ihn mit gelinder Panik in den Augen anstarrte. Der Mann griff<br />

in den Eimer und zog einen Schwamm hervor. Damit begann er, Seeleys Körper nass zu<br />

machen. Dann griff er nach dem Elektroschockstab, der am Bett lehnte. Booth konnte nicht<br />

verhindern, dass eine Welle der Panik über ihm zusammen schlug. Er hatte ja bereits kennen<br />

gelernt, wie sehr die elektrischen Schläge aus dem Stab wehtaten. Mit Wasser auf der Haut<br />

würde es noch wesentlich schlimmer sein. Sein Atem kam hektisch und abgehackt, nur durch<br />

die Nase zu Atmen war in dieser Situation schwer. Unwillkürlich und ohne es steuern zu<br />

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