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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Stöhnen über die trocknen Lippen kam. Apathisch starrte er an die kahle Decke über sich.<br />

Und schrie gellend auf.<br />

Da war keine kahle Decke mehr. <strong>Über</strong> ihm türmte sich ein grünes, raschelndes<br />

Blätterdach. Und aus diesem Blätterdach starrten ihn kalte, gelbe Augen an, die immer näher<br />

kamen. Zu den Augen gehörte das befellte Gesicht eines sehr großen, aggressiv brüllenden<br />

Tigers. Weiße, riesige Fangzähne und scharfe Krallen blitzten auf und das gewaltige Tier<br />

setzte zum Sprung an. Sawyer schrie, wie er nie gedacht hatte, überhaupt schreien zu können.<br />

<strong>Die</strong> Mitgefangenen fuhren entsetzt hoch. Keiner von ihnen nahm mehr Rücksicht auf das<br />

Redeverbot. „Sawyer! Baby, was ist los?“, schrie Kate hysterisch. „Kumpel, was ist?“, brüllte<br />

auch Booth und Jake rief fast gleichzeitig: „Was ist los, Sawyer?“ Heather schrie entsetzt da-<br />

zwischen: „Was hat er denn?“ House, Scully und Bones brüllten gegen den Lärm an.<br />

„Halluzinationen.“ „Er halluziniert vermutlich.“ Kate schrie schluchzend erneut:<br />

„SAWYER!“ Und plötzlich verstummte dieser. Er hatte in Todesangst schreiend an den<br />

Fesseln gezerrt, als die Raubkatze zum Sprung ansetzte. Er wollte weg, weg, nichts als weg.<br />

Das Tier raste auf ihn zu und Sawyer schrie seine Todesangst hinaus. … Und dann war das<br />

mörderische Raubtier weg und er sah über sich nur weiße, kahle Decke, kein grünes Blätter-<br />

dach, aus dem ihn wilde Tiere ansprangen und gelbe Augen anstarrten. Weiße, friedliche<br />

Decke. Vollkommen erledigt sackte Sawyer schluchzend und zuckend in sich zusammen.<br />

Kaum lag er völlig erschöpft still, kam einer der Ärzte zu ihm und überprüfte<br />

kommentarlos seinen Blutdruck. Er nahm auch erneut Blut ab. Dann ließ er Sawyer wieder<br />

allein. Lange Zeit verging, in der er immer wieder, immer häufiger, von Stromstößen auf-<br />

geweckt werden musste. Er war endgültig am Ende seiner Kraft angelangt. Er hatte einen<br />

Punkt erreicht, an dem er wirklich glaubte, es nicht eine Sekunde länger mehr ertragen zu<br />

können. Er hatte das Gefühl, seit einer Ewigkeit auf der verhassten Liege, auf der noch ver-<br />

hassteren Plattform, gefesselt zu sein. Der allgegenwärtige Schmerz, der von dem Elektro-<br />

impulsgeber ausging, war inzwischen durch den langen Schlafmangel und der damit ver-<br />

bundenen Sensibilisierung unerträglich geworden. Sein Kopf drohte jeden Moment zu<br />

platzen. Schmerzen hämmerten in ihm und brachten Sawyer fast um den Verstand. Immer<br />

wieder wurde er auch von kurzen Halluzinationen heimgesucht, die ihn zum Teil erneut in<br />

helle Panik versetzten. Denken, welches über - Ich kann nicht mehr. - hinaus ging, war<br />

schon lange nicht mehr möglich. Alleine die Fixierung, die völlige Bewegungslosigkeit,<br />

würde eigentlich reichen, einen Menschen vollkommen fertig zu machen. <strong>Die</strong> Mitgefangenen<br />

fühlten mit Sawyer, auch, wenn sie ihn selbst nicht mehr sehen konnten, seit die Paravents<br />

aufgebaut worden waren. Kate litt natürlich besonders, sie war selbst nur noch ein Nerven-<br />

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