Die Anderen - Über mich

Die Anderen
by Frauke Feind
zurufen: „Mach dir keine Sorgen, Abbs, bestimmt ist das wieder nur ein Test.“ Abby zwang
sich zu einem schwachen Lächeln. Gibbs wurde mittels eines Karabinerhakens an eine Wand
gefesselt, während Abby zu der gegenüberliegenden Mauer geführt wurde. Ihre Handschellen
wurden kurz gelöst, nur, um über ihrem Kopf an der Wand befestigt zu werden, so dass die
junge Frau gezwungen war, aufrecht stehen zu bleiben. Das mulmige Gefühl verstärkte sich
immer mehr.
Nachdem die Wachen den Raum verlassen hatten, gingen die Lichter an und Abby
schrie erschrocken auf. „Oh, Gott. Gibbs.“ Im Abstand von etwa vier Metern parallel vor sich
sah sie eine im Boden installierte Schiene. Am Ende dieser Schiene war etwas befestigt, das
die beiden NCIS Mitarbeiter augenblicklich als Selbstschussanlage erkannten. Gibbs entfuhr
ein Keuchen und er biss sich auf die Lippen. Jetzt fuhr eine Glaswand hoch, die den Raum in
zwei Hälften teilte und den Agent von seiner Labortechnikerin trennte. Gleichzeitig wurde
eine Seitenwand durchsichtig und die Beiden konnten in einem Nebenraum John Locke er-
kennen, der nervös zu ihnen hinüberschaute.
Entsetzt vernahmen die Gefesselten nun die kalte Lautsprecherdurchsage: „Nummer
12, vor dir hast du eine Anordnung von zwölf Schaltern. Zehn dieser Schalter werden die
Schussanlage dreißig Zentimeter näher an Nummer 14 heranfahren, etwa so.“ Abby hielt er-
schrocken die Luft an, als die Anlage sich seitlich ein Stück auf sie zu bewegte und einen
Schuss abgab. „Einer der Schalter stoppt die Anlage und einer rettet Nummer 14 das Leben,
indem er die Vorrichtung zurück zum Ausgangspunkt fährt. Wir werden die Anlage nun
starten. Alle dreißig Sekunden wird diese dreißig Zentimeter nach links auf Nummer 14 zu-
fahren und einen Schuss abgeben. Zehn Minuten, wenn du bis dahin nicht den richtigen
Schalter hast, ist Nummer 14 Geschichte. Nummer 14, hoffe für dein Leben, dass Nummer 12
wirklich über die Fähigkeiten verfügt, deren Existenz du geleugnet hast, sonst bist du in zehn
Minuten tot.“
John verbarg sein Gesicht in den Händen. Dass es ihm gelungen war, die Anthropo-
login zu retten, reichte keineswegs aus, zu verhindern, dass er Angst hatte, zu versagen. Dass
das Leben der jungen Frau dort drüben von ihm abhing, erzeugte einen Druck, der es sehr
schwer machte, sich so weit zu entspannen, dass er seine mentalen Kräfte anzapfen konnte. Er
musste es versuchen. Locke war dankbar dafür, dass er weder die Stimmen, noch die Schüsse
aus dem Nebenraum hören konnte. Das einzige Geräusch war die kalte Stimme aus dem Laut-
sprecher. „Acht Minuten.“ „Ihr verdammten Schweine, das könnt ihr doch nicht machen.“,
brüllte Gibbs und zerrte verzweifelt an seinen Fesseln, während Abby die Tränen über das
387