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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

genannt. Seine Bewegungen froren ein. Er musste die Sandbank unbedingt weiträumiger um-<br />

gehen. Krokodile nahmen auch kleine Bewegungen im Wasser war und wenn das Tier dort<br />

Hunger hatte, wäre John in akuter Lebensgefahr. Sehr bedächtig und langsam setzte er einen<br />

Fuß nach dem anderen nach rechts, weg von der Sandbank. Schritt für Schritt brachte er so<br />

immer mehr Sicherheitsabstand zwischen sich und das Raubtier. Plötzlich zuckte er heftig<br />

zusammen. Er war auf irgendetwas Scharfkantiges getreten, was er unter Wasser im Schlamm<br />

natürlich nicht hatte ausmachen können. Ein brennender Schmerz zog durch seinen rechten<br />

Fuß. Er stöhnte auf, zwang sich aber, keine hastigen Bewegungen zu machen. Der Fuß pochte<br />

und brannte und John war klar, dass es keine kleine Wunde war, die er sich da zugezogen<br />

hatte. Jeder Schritt ließ Schmerzwellen durch seinen Körper bis in seine Hirnwindungen<br />

zucken.<br />

Endlich war er sicher, genug Abstand zwischen sich und das Leistenkrokodil gebracht<br />

zu haben. Er lehnte sich an eine Mangrove und zog den verletzten Fuß aus dem Wasser. Ein<br />

tiefer Schnitt, vom Ballen über den Fußaußenrand bis zum Fersenansatz. Im Stillen fluchte<br />

Locke auf. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Nicht alleine, dass auch er nicht schmerz-<br />

unempfindlich war, würde das austretende Blut im Wasser seine Aufgabe nicht gerade er-<br />

leichtern. Tun konnte er ohnehin nichts, also biss er die Zähne zusammen und setzte seinen<br />

Weg stark humpelnd fort. Ein Blick auf die Stoppuhr sagte ihm, dass er noch zweiunddreißig<br />

Minuten hatte. Er musste sich beeilen, da er keine Vorstellung hatte, wie weit der Weg war,<br />

den er zurück zu legen hatte. Er musste riskieren, in seiner Aufmerksamkeit ein wenig nach-<br />

zulassen, um etwas schneller zu werden. Geschwindigkeit ging immer zu Ungunsten der<br />

Aufmerksamkeit, das war John klar. So humpelte er etwas unbeholfen durch das warme, in-<br />

zwischen doch ziemlich schlammige Wasser. Eine kleine, dreieckige Flosse mit schwarzer<br />

Spitze kam langsam auf ihn zu, verschwand aber augenblicklich, als John eine heftige Be-<br />

wegung in Richtung der Finne machte. Ganz kurz huschte ein kleines Grinsen über Lockes<br />

Gesicht. Raubtiere waren es einfach nicht gewohnt, dass potenzielle Opfer auf sie zukamen.<br />

In einiger Entfernung vor sich sah Locke erneut einen Baum mit einem roten Band darum. Er<br />

war also noch in der richtigen Richtung unterwegs. Wenigstens das.<br />

Sein Fuß schmerzte inzwischen heftig, und John konnte nicht verhindern, dass ihm der<br />

Schmerz Schweißperlen auf die Stirn trieb. Er humpelte immer stärker und musste bei jedem<br />

Schritt die Zähne zusammen beißen, um nicht aufzukeuchen. Erschrocken zuckte er zurück,<br />

als vor seinem Gesicht plötzlich, von einem Ast herunter, ein Schlangenkopf auf ihn zu<br />

zuckte. - Verflucht. Das war knapp. - zuckte es ihm durch den Kopf. Er betrachtete die<br />

Schlange genauer. Glänzend schwarz, mit auffallenden gelben Streifen. Eine Mangroven<br />

Nachtbaumnatter. Eine Giftschlange, deren großen Giftzähne weit hinten im Maul lagen.<br />

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