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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

bündel. Spätestens, wenn eine neue Schmerzwelle durch den Körper des Gefolterten fuhr,<br />

weil ihm wieder die Augen zugefallen waren, und er je nach Intensität stöhnte oder auf schrie<br />

vor Schmerzen, konnten die anderen Gefangenen sich seiner Leiden nicht mehr verschließen.<br />

Außerdem konnten sie ihre Ohren nicht gegen das verzweifelte Wimmern des Gefesselten<br />

verschließen, dass immer lauter wurde.<br />

Bones versuchte, Sawyers verzweifelte Lage mittels ihres pragmatischen Verstandes<br />

logisch zu analysieren, um nicht emotional darüber nachdenken zu müssen, was der junge<br />

Mann durch machte. Zu ihrem Bedauern gelang ihr dies nach der langen Zeit, die dieses<br />

brutale Experiment oder wie immer man es nennen wollte, nun schon dauerte, nicht mehr.<br />

Immer häufiger ertappte sie sich dabei, dass ihr Tränen in die Augen schossen, sobald ein<br />

neuer, verzweifelter Aufschrei Sawyers ertönte. House in seiner Zelle war krampfhaft be-<br />

müht, so zu tun, als wäre ihm das Ganze vollkommen egal, aber Grissom, der seinen Mit-<br />

gefangenen, um sich selbst abzulenken, genau beobachtete, wusste, dass House alles andere<br />

als gelassen war. Gil machte sich immer mehr Sorgen um Sawyer. Jeder Mensch war nur be-<br />

grenzt belastbar und bei Sawyer war die Grenze klar erreicht. Nachdem er nun schon<br />

halluzinierte, stand er kurz vor dem endgültigen, physischen Zusammenbruch. Sollten ihre<br />

Entführer diese unmenschliche Folter noch lange fortsetzen, drohten dem Jungen wirklich<br />

irreparable Hirnschäden. Und nicht nur das, je nach allgemeiner Verfassung, und die war bei<br />

Sawyer inzwischen miserabel, konnte Schlafentzug schnell lebensgefährlich werden. Herz<br />

und Kreislauf wurden bei dieser Strapaze ungeheuer belastet und wenn sie das noch sehr viel<br />

länger trieben, bestand für den jungen Mann akute Lebensgefahr. Kate, Allison, Heather,<br />

Abby, sie alle hatten inzwischen die Wachleute schon auf Knien angebettelt, das Ganze end-<br />

lich zu beenden. Mehr, als ein mitleidiges Lachen und weitere Schmerzen zur Strafe für<br />

Sawyer hatten sie nicht geerntet mit ihrem Flehen. Wie lange es wirklich schon dauerte, war<br />

keinem der Gefangenen möglich, auch nur noch zu schätzen. Durch die gezielte Des-<br />

orientierung von der ersten Minute ihrer Gefangenschaft an war keiner der Entführten mehr<br />

auch nur annähernd in der Lage, einen Zeitablauf richtig einschätzen zu können.<br />

Auf seiner Liege fielen Sawyer abermals die verquollenen, rot geränderten Augen zu.<br />

dreißig Sekunden gaben ihm ihre Folterknechte, dann zuckte der schmerzhafte Elektroimpuls<br />

erneut durch seinen Rücken. Sein geschundener Körper bäumte sich auf, soweit es die straffe<br />

Fesselung zu ließ und ein weiterer, heiserer, keuchender Schrei entrang sich seiner Kehle.<br />

Kate war es, die endgültig die Fassung verlor. Ihn dermaßen Leiden zu hören, überstieg nun<br />

einfach die Kräfte der jungen Frau. Sie trat ans Gitter ihres Käfigs und schrie verzweifelt auf:<br />

„Ihr elenden, widerlichen Schweine, lasst ihn endlich in Frieden.“ Augenblicklich zuckten<br />

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