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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

seine leiblichen Eltern zu finden und von ihnen anerkannt zu werden. Als Kind und<br />

Jugendlicher war er von einer Pflegefamilie zur <strong>Anderen</strong> weiter gereicht worden. Durch<br />

das unstete Leben hatte Locke nie die Möglichkeit gehabt, eine vernünftige Schulaus-<br />

bildung zu Absolvieren. Den Mangel hatte er dadurch wettgemacht, dass er alles gelesen<br />

hatte, was er bekommen konnte, von Trivialliteratur bis zum schwersten Sachbuch. Statt<br />

eine Berufsausbildung zu machen hatte Locke sich immer mit Gelegenheitsjobs über<br />

Wasser gehalten und aus jedem Job wichtige Erkenntnisse mitgenommen. Locke hatte<br />

sich, solange er sich zurück erinnern konnte, für Mystik und übersinnliche Phänomene<br />

interessiert. Der junge John hatte schon früh gemerkt, dass er zu Zeiten Vorahnungen<br />

hatte. <strong>Die</strong>se zu Äußern hatte ihm nur Misstrauen und Verständnislosigkeit eingebracht.<br />

Als Erwachsener hatte er es dann gelernt, seine Fähigkeiten vor anderen zu Verbergen.<br />

Irgendwann war er auf die Idee gekommen, den Aufenthaltsort seiner leiblichen Eltern<br />

mit Hilfe eines Privatdetektivs heraus zu finden. Tatsächlich gelang es ihm auf diese<br />

Weise, seine Mutter ausfindig zu machen. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass<br />

diese von seinem leiblichen Vater dafür bezahlt worden war, den Kontakt zu John herzu-<br />

stellen.<br />

Anthony Cooper zeigte genau so lange Interesse an seinem Sohn, bis es ihm ge-<br />

lungen war, diesen dazu zu bewegen, ihm eine dringend benötigte Niere zu spenden.<br />

Danach ließ er John einfach fallen, womit dieser sich nie ganz abfinden konnte. Locke<br />

hängte sich seinem Erzeuger an die Fersen und fand auf diese Weise heraus, dass Cooper<br />

seinen Lebensunterhalt mit Heiratsschwindel und anderen Betrügereien bestritt. Eines<br />

Tages bat ein junger Mann Locke um Hilfe. Es stellte sich heraus, dass dessen Mutter<br />

Coopers nächstes Betrugsopfer werden sollte. John entschied sich, der Bitte zu ent-<br />

sprechen, was dann in der schrecklichen Attacke seines Vaters endete. Als John im<br />

Krankenhaus aufwachte, erfuhr er, dass seine Wirbelsäule gebrochen und er fortan an<br />

den Rollstuhl gefesselt war. <strong>Die</strong> Ärzte machten ihm von Anfang an klar, dass es an ein<br />

Wunder grenzte, dass er den furchtbaren Sturz überhaupt überlebt hatte und dass er sich<br />

keinerlei Illusionen auf eine Genesung machen brauchte. Es dauerte Jahre, bis John seine<br />

Depressionen so weit überwand, dass seine spirituellen Energien für ihn wieder spürbar<br />

wurden. Vor nun fast einem Jahr hatte er dem inneren Drängen, ins Australische Outback<br />

zu fahren, nachgegeben. Er hatte sofort die mystischen Schwingungen des heiligen Ortes<br />

gespürt und sich meditativ mit ihnen verbunden. Schon nach kürzester Zeit spürte er,<br />

wie Gefühl in seine tauben Beine zurückkehrte. <strong>Die</strong> Aborigines wurden natürlich auf die<br />

starke Schwingung des Amerikaners aufmerksam und luden ihn daraufhin ein, eine Weile<br />

bei ihnen zu verbringen. <strong>Die</strong>se Monate bei den Australischen Ureinwohnern, weit ab von<br />

jeder Zivilisation, im Outback, wurden für John zur schönsten Zeit seines Lebens.<br />

Er trainierte gezielt seine Beinmuskulatur, bis er seinen eingeborenen Freunden<br />

auf ihren Streifzügen problemlos folgen konnte. Locke entschied sich schließlich, bei den<br />

Aborigines zu bleiben. Er würde noch einmal in die Staaten zurückkehren, um seine An-<br />

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