Die Anderen - Über mich

Die Anderen
by Frauke Feind
spürte er einen leichten Druck in den Kniekehlen und er sackte auf die Knie nieder. So kniete
er dort, konnte weder etwas hören noch sehen, seine Gedanken waren nur bei Bones und er
wusste nicht, warum er nicht loslegen durfte. Die Zeit verging zäh und Booth fragte sich
immer nervöser, was los war. Warum konnte er nicht anfangen? Seine Knie taten ihm weh, er
konnte seine Gedanken nicht klar kriegen, immer wieder sah er vor seinem geistigen Augen
Sawyer und Scully ... Und schrak heftig zusammen, als plötzlich jemand seine Kopfhörer ab-
streifte, unmittelbar gefolgt von der Augenbinde. Als sich seine Augen wieder an das Licht
gewöhnt hatten, sah er vor sich eine zirka 40 Meter lange Holzhängebrücke, die eine kleine
Schlucht überspannte. Booth schluckte. Er wurde angewiesen: „Komm hoch.“ Nachdem er
sich hoch gestemmt hatte, wurden die Handfesseln gelöst. Dann wurde ihm ein Tragekorb in
die Hand gedrückt. In diesem lagen vielleicht fünfundzwanzig bis dreißig leichte Gummi-
bälle. „Du wirst diese Brücke überqueren. Auf der anderen Seite steht ein Holzkasten mit
deiner Zahl. Die Bretter sind alt und sehr morsch, also sei vorsichtig. Die Bälle im Korb hier
darfst du nicht verlieren. Für jeden raus gefallenen Ball wird per Fernzündung ein Brett zer-
stört. Die Brücke wird von zwölf Seilen gehalten. Alle fünf Minuten wird eines dieser Seile
durchtrennt, du hast also allen Grund, dich zu beeilen. Als kleiner zusätzlicher Anreiz sind auf
der Brücke an die hundert Taranteln verteilt. Sehr schmerzhaft, wenn sie dich beißen. Viel
Spaß.“ Booth hatte genau zugehört. Er setzte sich den Korb auf den Rücken und schluckt
trocken, dann erhielt er einen Stoß, der ihn auf die Brücke hinaus trieb.
Unter Booth ging es mindestens 50 Meter in die Tiefe. Seine Hände krampften sich
um die Halteseile und es setzte vorsichtig die ersten Schritte auf die Brücke. Langsam und
extrem vorsichtig setzte er die Füße möglichst weit außen an den Brettern auf. Die Brücke
schaukelte und wackelte bei jedem Schritt heftig unter dem FBI Mann. Booth biss die Zähne
zusammen und versuchte, das Knirschen und Knacken zu überhören, welches bei jedem
seiner vorsichtigen Schritte erklang. Und dann passierte es. Krachend brach das erste Brett
unter ihm zusammen. Booth verlor das Gleichgewicht und bekam leichte Schlagseite nach
links. Und sah aus dem Augenwinkel, wie einer der Bälle in die Tiefe sauste, gefolgt von
einem Zweiten. Erschrocken richtete er sich auf, so schnell es ging und verhinderte so, dass
noch mehr Bälle sich verabschiedeten. Vor ihm lösten sich in einiger Entfernung an zwei
Stellen Bretter mit einem leisen Knall in Staub auf. Booth versuchte krampfhaft, seinen
keuchenden Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Seine Beine zitterten heftig. Und dann
spürte er einen Ruck in der Brücke, anscheinend waren die ersten fünf Minuten herum und
das erste Halteseil war durchtrennt worden.
Krampfhaft um Ruhe bemüht, ging Seeley vorsichtig weiter. Er schaffte vier Schritte,
dann zerbröselte erneut ein Brett unter ihm. Und im selben Moment spürte er ein sehr
513