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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

letzten Moment gekniffen. Der <strong>Über</strong>fall ging schief. In einem Schusswechsel mit der Polizei<br />

wurde Chris getötet.“ „Es ist deine Schuld, dass er getötete wurde?“ Jake zuckte zusammen.<br />

Dann sagte er fest: „Ja, Sir, es war meine Schuld.“ „Bist du danach wieder straffällig ge-<br />

worden?“ Jake schüttelte den Kopf. „Nein, nein, das wurde ich nicht. Es war ... nicht alles<br />

richtig, was ich gemacht habe, aber nichts davon war wirklich illegal, Sir.“ „Was ist in<br />

Afghanistan passiert? In Zaranj?“ Jake erwachte noch einmal aus seiner Lethargie. Er starrte<br />

den Arzt an und seine Lippen zitterten. „Was ist dort passiert?“ Es dauerte einige Augen-<br />

blicke, in denen sich Jakes Augen mit Tränen füllten. Dann sagte er verzweifelt: „Ich habe ein<br />

Kind getötete, Sir. Ich habe nicht gesehen, dass es ein Kind war. Ich dachte ... Ich war in<br />

Panik und ... Sie war erst zwölf. Ich habe sie erschossen.“ Er schwieg. Tränen liefen ihm über<br />

die Wangen. Der Arzt war sich sicher, mehr würde er aus dem Gefangenen nicht mehr<br />

herausholen.<br />

<strong>Über</strong>raschend wandte er sich nun Sawyer zu. „Dein Name ist James Ford?“ Sawyer<br />

hatte die meiste Zeit kaum zugehört. Seine Gedanken kreisten ununterbrochen um Kate. Jetzt<br />

schrak er auf. „Ja, Sir.“, sagte er laut. „Deine Eltern sind Mary und Warren Ford?“ Bedeutend<br />

leiser kam die Antwort. „Ja, Sir.“ „Du wurdest am 20.07.69 geboren?“ „Ja, Sir.“ „In Jasper,<br />

Alabama?“ „Ja, Sir.“ „Womit hast du dir dein Geld verdient?“ Kurz stockte Sawyer. Dann<br />

holte er tief Luft und erklärte tonlos: „Als Betrüger, Sir.“ „Wo sind deine Eltern heute?“ Jetzt<br />

zuckte der junge Mann wirklich heftig zusammen. „Wo sind deine Eltern?“, wurde die Frage<br />

ungeduldig wiederholt. Sawyer brachte kein Wort über die Lippen. Erstarrt saß er da. Der<br />

Arzt schlug überraschend mit der flachen Hand vor ihm auf den Tisch. „Wo sind deine<br />

Eltern?“ Sawyer war heftig zusammen gezuckt. Jetzt stieß er heiser hervor: „Sie sind tot,<br />

okay. Meine Eltern sind tot.“ „Warum sind sie tot?“ Gnadenlos kam die nächste Frage.<br />

Mulder lauschte aufmerksam, scheinbar wurde jetzt die Katze aus dem Sack gelassen. Er sah<br />

dem Südstaatler an, wie schwer es diesem fiel, zu Antworten. Sawyer schüttelte leicht den<br />

Kopf. Dann begann er, stockend und abgehackt: „Meine Mutter ist, als ich acht Jahre alt war,<br />

auf einen Betrüger, einen Heiratsschwindler, herein gefallen. Sie hat ihm das gesamte Bargeld<br />

überlassen. Mein Vater drehte daraufhin durch. Er kam eines Abends, nach wochenlangem<br />

Streit, betrunken nachhause und während ich <strong>mich</strong> in meinem Zimmer unter meinem Bett<br />

versteckte, erschoss er meine Mutter im Hausflur, Minuten später sich selbst, auf meinem Bett<br />

sitzend ...“ Allison war nicht die Einzige, der vor Entsetzen Tränen über das Gesicht liefen.<br />

Sawyer verstummte.<br />

„Du hast deine Eltern wegen eines Betrügers verloren. Warum wurdest du selbst zu<br />

einem?“ In Sawyer verkrampfte sich alles. Dann sagte er mit tränenerstickter Stimme: „Als<br />

ich neunzehn war ... Ich brauchte sechs Riesen, um einen Typen zu bezahlen, mit dem ich<br />

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