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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Honore de Balzac<br />

Sie wagte nicht, ihn loszulassen, immer noch klammerte sie sich an ihm fest, das Ge-<br />

sicht an seine Brust gepresst. So sagte Sawyer ruhig und liebevoll: „Hey, Freckles, du hast es<br />

geschafft. Komm schon, lass uns aussteigen.“ Ganz langsam schien Kate zu begreifen, dass<br />

sie es wirklich geschafft hatte. Ihr Griff lockerte sich etwas und Sawyer richtete sich vor-<br />

sichtig auf. Er hatte keinen Blick für seine Mitgefangenen, die angespannt den Atem an-<br />

hielten. Was war mit Kate? Sie hing an Sawyer wie eine Klette. Er strich ihr sanft über die<br />

verschwitzten Haare und den Rücken. „Komm schon, Süße, beruhig dich. Das war hammer-<br />

hart, ich weiß, aber du hast es geschafft.“ Und erst jetzt löste Kate den Griff langsam und sah<br />

sich um. Sawyer nutzte die Gelegenheit, sich hochzustemmen, was ihm den Schweiß auf die<br />

Stirn trieb. Seine Gelenke fühlten sich an, als wären sämtliche Bänder und Sehnen in ihnen<br />

gerissen. Er hätte Kate so gerne aus der Kiste gehoben, aber das konnte er vergessen. Schon,<br />

ihr die Hand zu reichen und sie hoch zu ziehen kostete ihn ungeheure <strong>Über</strong>windung. Aber er<br />

unterdrückte die Schmerzen und zog sie aus der Kiste. Als sie mit zitternden Knien aus dem<br />

engen Kasten stieg und wieder in Sawyers Arme wankte, jubelten die anderen Gefangenen<br />

erleichtert auf. Wenn auch ziemlich angeschlagen, schien es Kate soweit gut zu gehen.<br />

Eng aneinander geschmiegt standen Kate und Sawyer immer noch neben der Kiste.<br />

Aus dem Lautsprecher kam ein statisches Knistern, dann: „Nummer 2 und 3.“ <strong>Die</strong> Genannten<br />

zuckten leicht zusammen. Sawyer schüttelte resigniert den Kopf. - Was denn jetzt noch ... - Er<br />

hatte das Gefühl, jeden Moment zusammen zu brechen. Er wollte nur noch auf seine Liege.<br />

„Habt ihr begriffen, dass ihr zu tun habt, was wir befehlen?“ Jake und Sawyer zitterten<br />

gleichermaßen vor Wut, aber Sawyer ließ schließlich, nach einem Blick in Kates immer noch<br />

blasses, verweintes Gesicht, den Kopf hängen. Desillusioniert und vor allem resigniert nickte<br />

er. Auch Jake nickte. „HABT IHR ES KAPIERT?“ Laut und ungeduldig hallte die Stimme<br />

durch den Kerker. „Ja, ja, verdammt, ich habe es kapiert.“ Sawyer gab endgültig auf. Leise, so<br />

leise, dass nur Kate es hören konnte, stieß er: „Ach, leckt <strong>mich</strong> doch ...“ hervor. Auch Jake<br />

hatte keine andere Wahl mehr. „Ja, ist ja gut, ich habe es auch kapiert.“, brachte er gequält<br />

hervor. Im Stillen dachte er: - Ihr könnt <strong>mich</strong> mal am Arsch lecken. - Jetzt betraten Wachen<br />

den Kerker. Nacheinander befreiten sie die gefesselten Gefangenen und stießen sie in ihre<br />

Zellen zurück. Zu ihrer <strong>Über</strong>raschung wurde Heather in Jakes Zelle gestoßen. Als sich die<br />

Gittertür hinter den Beiden schloss, drückte eine der Wachen Heather kommentarlos eine<br />

Tube mit Salbe in die Hand. Als alle Gefangenen in ihren Zellen waren, wurden schließlich<br />

auch Kate und Sawyer, ausnahmsweise ohne gefesselte Hände, in Sawyers Zelle zurück ge-<br />

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