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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

verstorbenen Vater. Er sah die Angst in ihren Augen, die sie nicht einmal sich selbst ein-<br />

gestehen würde. Er schob sie gerade so weit weg, dass er ihr in die Augen sehen konnte. Leise<br />

sagte Scully: „Mulder, ich habe Angst, dass William etwas zustoßen könnte.“<br />

„Dana, wir kommen hier raus. Wir haben schon so viel durchgemacht, das schaffen<br />

wir auch. Skinner setzt garantiert Himmel und Hölle in Bewegung, um uns zu finden und<br />

einige der <strong>Anderen</strong> haben auch Kontakte, die alle Hebel in Bewegung setzen, um uns aus-<br />

findig zu machen. Wir müssen einfach nur eine kleine Weile durchhalten und versuchen, uns<br />

so unauffällig wie möglich zu verhalten, um uns keine Sanktionen einzuhandeln. Dann<br />

kommen wir unbeschadet hier raus. Und sollte deine Mutter irgendetwas bemerken, dass nicht<br />

in die Nähe ihres Enkelkindes gehört, wird sie zur Furie. Nicht einmal Kryzcek würde sich<br />

dann an sie heran trauen.“ Scully hoffte so sehr, dass er Recht hatte, also entspannte sie sich,<br />

so gut es ging und genoss eng an ihren Gefährten geschmiegt die Filme so gut es ging.<br />

Ruhig wie immer hatte John Locke verfolgt, wie der FBI Agent mit seiner Partnerin<br />

Absprach, welche Filme sie sehen wollten. Das Kontingent an Filmen schien recht umfang-<br />

reich zu sein, das ließ Rückschlüsse auf die Bibliothek zu. Außerdem waren Absprachen<br />

offensichtlich erlaubt. Also wandte er sich an die junge Lehrerin, von der er am ehesten an-<br />

nahm, dass sie Bücher genauso schmerzlich vermisste wie er. „Heather, nicht wahr? Ich kann<br />

mir und dir eine Woche lang Bücher verschaffen. Welche möchtest du am liebsten?“ <strong>Die</strong><br />

junge Frau war ebenso verblüfft wie erfreut, dass der schweigsame ältere Herr seine Be-<br />

lohnung mit ihr teilen wollte. Bücher reizten sie sehr. Wie viele würde sie in einer Woche<br />

schaffen? Je nach Dicke las sie in einer Urlaubswoche mit Leichtigkeit drei bis vier Bücher.<br />

Hier hatte sie nichts zu tun, würde eher mehr schaffen. Das erste, was ihr einfiel, war die<br />

schmerzlich vermisste Bibel, in der sie gewohnt war, täglich zu lesen. Was noch? Technik<br />

oder Naturwissenschaften würden ihr hier nicht helfen, also eher geliebte, vertraute Bücher,<br />

die ihr ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln konnten. Bücher, die ihr Vater ihr vorgelesen<br />

oder später geschenkt hatte. Kinderbücher würden kaum verfügbar sein, Klassiker wahr-<br />

scheinlich. Heathers Vater hatte sie früh an anspruchsvolle Literatur heran geführt. So zählte<br />

sie auf „Hemingway, Der alte Mann und das Meer. Shakespeare, Hamlet, König Lear,<br />

Richard der Dritte, Othello.“ Locke lächelte anerkennend. Bis auf die Bibel mochte er die<br />

Auswahl auch, würde sie aber selbstverständlich der zarten jungen Frau überlassen, die seinen<br />

Beschützerinstinkt deutlicher weckte als die anderen Gefangenen. „Bekommst du, kein<br />

Problem.“, antwortete er väterlich. „Ich nehme alles, was an philosophischen Werken verfüg-<br />

bar ist, am liebsten Sartre und Nietzsche.“ Eine halbe Stunde später störte ihn und Heather das<br />

Rotlicht nicht mehr.<br />

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