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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Kittel, den man ihm achtlos über das kleine Waschbecken geworfen hatte, und schlüpfte in<br />

das Kleidungsstück. Als nächstes griff er seine Wasserflasche und nahm einige große<br />

Schlucke. Dann drehte er sich um und sah zu Bones herüber, die gespannt und höchst besorgt<br />

zu ihm schaute. Er versuchte ein beruhigendes Lächeln, das etwas schief geriet und deutete<br />

ihr an, dass alles soweit in Ordnung war. Kaum hatte er das gemacht, wurde das Licht ge-<br />

dämpft. <strong>Die</strong> Gefangenen waren so alle, dass die meisten ohnehin schon vor sich hin<br />

dämmernd auf den liegen lagen. Jetzt machten sich auch die letzten lang und es herrschte<br />

Ruhe.<br />

Akt 10: Erlösung<br />

Trösten ist eine Kunst des Herzens. Sie besteht oft nur darin, liebevoll zu<br />

schweigen und schweigend mit zu Leiden.<br />

Otto von Leixner<br />

Sawyer lag auf seiner Liege und hatte einen Arm über die Augen gelegt. Ab und zu<br />

liefen ihm Tränen über die Wangen. Er war nicht nur psychisch, sondern inzwischen auch<br />

physisch am Ende. <strong>Die</strong>ser Tag war endlos gewesen. Sawyer hatte, wie alle anderen auch, dass<br />

sichere Gefühl, dass mindestens eine Schlafphase von ihren Gastgebern übergangen worden<br />

war. Abgesehen von der seelischen Erschöpfung kam auch eine bleierne Müdigkeit in allen<br />

auf. Sawyer hatte nicht mit bekommen, dass die grausame Befragung zu Ende war. Wie bei<br />

Jake einige Zellen weiter drehte sich sein ganzes Denken und Sein nur um den Punkt seiner<br />

Schuld. Es war seine Schuld gewesen. Er alleine hatte das zu verantworten. Seinetwegen war<br />

Kate vergewaltigt worden. Immer wieder sah er das Bild der nackten, gefesselten, panisch<br />

schluchzenden jungen Frau vor seinem geistigen Auge, wie sie von den Wachen in die kleine<br />

Wohnung gestoßen worden war. Immer wieder hörte er ihre verzweifelten Schreie. House‟<br />

und Mulders Vermutung, als sie Kate schließlich aus dem Kerker führten, hatte ganz kurz<br />

eine wilde Hoffnung in seinem Herzen entfacht, die dann aber noch tieferer Verzweiflung<br />

gewichen war. Er hatte von der ganzen weiteren Befragung nur winzige Fragmente überhaupt<br />

mitbekommen, es war ihm egal, was sich auf der Plattform abspielte. Er hatte panische Angst<br />

vor dem Moment, in dem Kate in ihre Zelle zurück gebracht werden würde. Gleichzeitig<br />

sehnte er den Moment herbei. Er wollte ... Ja, was eigentlich? Sie sehen? Den Hass auf ihn<br />

und die Verzweiflung in ihren Augen? Ein Zittern lief durch Sawyers Körper. Er hatte es so<br />

unendlich genossen, jemanden gefunden zu haben, der wusste, was und wer er war und ihn<br />

trotzdem nur mit Liebe angeschaut hatte. Den Blick würde er in Zukunft von Kate nicht mehr<br />

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