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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Kurz bevor Gil und Locke in die Zellen zurück gebracht worden waren, war die Laut-<br />

sprecherdurchsage: „Nummer 3.“, ertönt. Seufzend erhob Sawyer sich, trat an die Tür und<br />

wartete. Nachdem Gil und Locke zurück gebracht worden waren, kamen die Wachleute zu<br />

ihm. Seine Hände wurden gefesselt, die Tür ging auf und er wurde am Oberarm Richtung<br />

Ausgang geführt. Aufmerksam sah er sich um, aber die leeren, kahlen, weißen Flure gaben<br />

nichts her, was man sich hätte merken müssen. Sawyer wurde ebenfalls in den Unter-<br />

suchungsraum gebracht. Dort wurde als erstes ein Sehtest gemacht. Dann musste er den<br />

Lungenfunktionstest ebenfalls machen. Dabei erinnerte er sich daran, dass seine letzte<br />

Zigarette schon verflucht lange zurück lag. Nachdem er den Lungenvolumentest hinter sich<br />

hatte, bekam er die Anweisung, sich hinzulegen. Schulterzuckend gehorchte er. Ein wenig<br />

beunruhigt musste er zulassen, dass er mittels dreier breiter Gurte über Brust, Hüfte und<br />

Knien an die Liege fixiert wurde, der linke Arm an den Körper gepresst, der rechte Arm unter<br />

zu Hilfenahme der Handschelle eigenartiger Weise über dem Kopf. Dann ließ man ihn alleine.<br />

Er konnte nicht verhindern, dass sein Herz raste und seine Atmung sich automatisch be-<br />

schleunigte. Wohl fühlte er sich absolut nicht dabei, hier hilflos herum zu liegen. Er war sich<br />

aber darüber im Klaren, dass, hätte er sich geweigert, er eine Minute später gewaltsam ge-<br />

fesselt gewesen wäre. Also konnte er es auch freiwillig hinnehmen, verhindern konnte er<br />

ohnehin nichts. Man ließ ihn eine ganze Weile schmoren, eine Zeit, in der langsam, aber<br />

sicher wirklich Angst in ihm hoch kroch. Dann kamen zwei Ärzte herein. Beide legten sich<br />

einen Mundschutz an. Einer der Ärzte streifte sich Gummihandschuhe über. Jetzt nahm er ein<br />

Abstrichröhrchen und zog den Wattetupfer daraus hervor. Er zog Sawyers Kittel unter den<br />

Gurten so zur Seite, dass dessen Körper auf der rechten Seite unbedeckt war, und machte bei<br />

diesen, ohne auf das sofort einsetzende, heftige Fluchen des Wehrlosen zu achten, einen<br />

Penisabstrich.<br />

Dann wurde auch bei Sawyer mittels des Ultraschallgerätes die Einstichstelle für eine<br />

Leberbiopsie ermittelt. Als die Einstichstelle markiert und desinfiziert wurde, bekam Sawyer<br />

ein wirklich mulmiges Gefühl. „Was soll das werden, Freunde?“, fragte er nervös und mit<br />

leicht zitternder Stimme. Keine Antwort. Als er die lange, dicke Nadel sah, die auf seinen<br />

Körper zielte, packte ihn richtige Angst. Er spürte panisch Finger auf seiner Haut und dann,<br />

wie die Nadelspitze in sein Fleisch eindrang. <strong>Die</strong> Hände zu Fäusten ballend, biss er sich<br />

stöhnend auf die Lippen. <strong>Die</strong> dicke Hohlnadel wurde langsam zwischen zwei Rippen durch<br />

die unteren Hautschichten und die Zwischenrippenmuskulatur immer tiefer in seinen Körper<br />

geschoben und Sawyer zuckte heftig zusammen vor Schmerzen. Er atmete schnell, flach und<br />

keuchend. Plötzlich erhielt er den harschen, knappen Befehl: „Tief ausatmen und Luft an-<br />

halten.“ Erschrocken und ohne lange nachzudenken hielt er sich an die knappe Anweisung.<br />

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