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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

leichterung zu verschaffen. Ziva empfand das Gleiche. Sie lag wach und starrte in die<br />

Dunkelheit. Ihre schlanken Finger trommelten hektisch auf der Matratze, ihre Füße wippten in<br />

einem schnellen, nervösen Takt. Sie wollte sich auf die Seite drehen. Immer unruhiger wurde<br />

die junge Frau. Sie hätte schreien mögen. Sie wollte los gemacht werden. Was sollte werden,<br />

wenn sie zur Toilette musste? Sollte sie etwa darum Betteln müssen? Ziva war den Tränen<br />

nahe, was sie noch mehr verunsicherte. Sie war es nicht gewohnt, so aus der Bahn geworfen<br />

zu werden.<br />

Während es ruhig wurde im Schlafsaal, grübelte Greg darüber nach, dass sie ihren<br />

Entführern vollkommen ausgeliefert waren, gefesselt und hilflos, wie sie hier herum lagen.<br />

Sie waren im Notfall nicht in der Lage, irgendetwas zu ihrer eigenen Rettung beizutragen.<br />

Sollte hier ein Feuer ausbrechen, sie alle sechzehn waren verloren, wenn ihnen ihre Entführer<br />

nicht zur Hilfe kämen. Musste einer von ihnen auf die Toilette, ohne Hilfe ging es nicht.<br />

Durst? Hunger? Schmerzen? Nichts ging ohne ihre Kerkermeister. House hatte das wilde Ver-<br />

langen, in die verhasste Zelle zurück zu kehren. Dort hatte er inzwischen das unsinnige Ge-<br />

fühl, sicher zu sein, wenigstens im beschränkten Maße, und ein gewisses Maß an Kontrolle zu<br />

haben. Er schüttelte den Kopf. So weit war man also schon, dass man die Zelle als Schutz<br />

betrachtete. Als Sicherheitszone. Mein Gott, wie weit sollte das noch gehen? House versuchte<br />

verzweifelt, irgendwie sein Bein zu entlasten.<br />

Sawyer lag wach im Dunkeln und konnte nicht verhindern, dass seine Arme und Beine<br />

immer wieder unwillkürlich versuchten, sich los zu reißen. Er hatte es so unendlich satt, hilf-<br />

los vor diesen Psychopaten zu liegen. Er hatte es satt, jedes Mal zusammen zu zucken vor<br />

Angst, wenn einer von ihnen sich ihm näherte. Er war nie ein Mensch gewesen, der viel<br />

Angst gehabt hatte. Ganz im Gegenteil. Er hatte sich von den wenigen Freunden, die er in<br />

seinem unruhigen Leben gehabt hatte, oft nachsagen lassen müssen, dass ihn so etwas wie<br />

Todessehnsucht vorantrieb. Und jetzt? Jetzt lag er hier im Dunkeln und ihm wurde fast<br />

schlecht vor Angst, wenn er daran dachte, das er, absolut unfähig, sich zu wehren, gefesselt<br />

vor diesen Leuten im Bett lag. Wenn sie auf die Idee kommen würden, ihm die Augen auszu-<br />

stechen, würde er nicht das Geringste dagegen unternehmen können, außer zu Schreien. Und<br />

wenn sie auf die Idee kämen, Kate vor seinen Augen doch noch zu vergewaltigen, oder aufzu-<br />

schlitzen, er würde auch dagegen nichts tun können. <strong>Die</strong>ses Wissen machte den jungen Mann<br />

wahnsinnig. Wenn es doch nur um ihn alleine gegangen wäre. Vermutlich hatten seine<br />

Freunde Recht gehabt. Es war so etwas wie Todessehnsucht, die ihn sein Leben lang begleitet<br />

hatte. Das, was er wollte, was er sein Leben lang verzweifelt gewollt hatte, was ihm gefehlt<br />

hatte, seit er acht Jahre alt war, war Liebe, war bedingungslose Liebe wie sie nur eine Mutter<br />

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