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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

einen Stapel schwarz-weiß Bilder. <strong>Die</strong> beiliegende Instruktion war simpel. Was siehst du auf<br />

diesen Bildern? House betrachtete das erste Bild. Ein Junge vor einer Tafel, auf der etwas<br />

geschrieben stand, das man nicht lesen konnte. Der Junge sah seinen Lehrer an und wirkte<br />

nervös. House betrachtete das Bild einen Moment. Dann schrieb er: „Nein, Herr Lehrer, ich<br />

habe das nicht geschrieben. Ich weiß aus erster Hand, dass ihre Frau weder hässlich noch<br />

frigide ist.“ Das zweite Bild zeigte einen Mann, der neben einem Bett stand, auf dem eine<br />

nackte, reglose Frau lag. Ihr Blick war von dem Mann abgewendet. Der Mann hielt die Hand<br />

vors Gesicht, es sah aus als würde er weinen. House grinste. „Der Kerl hat keinen hoch ge-<br />

kriegt und jetzt ist seine Alte beleidigt.“<br />

Das nächste Bild zeigte einen Mann zwischen vielen Grabsteinen. House schrieb nach<br />

kurzer <strong>Über</strong>legung: „Der Mann hat eine noch fatalere Neigung zum Heiraten wie jemand, den<br />

ich kenne. Dummerweise lebte er in einer Zeit, in der es noch keine Scheidung gab, also<br />

musste er seine Frauen auf andere Art loswerden…“ Er grinste zufrieden. Das vierte Bild<br />

zeigte einen Mann, der im Bett lag und sein Gesicht abgewandt hatte. <strong>Die</strong> Schlafzimmertür<br />

stand offen und im Flur stand eine Frau, die gegen die geöffnet Tür lehnte und ihr Gesicht mit<br />

einer Hand bedeckte. „<strong>Die</strong> Frau ist etwas prüde und hat den Vorschlag ihres Mannes nicht so<br />

gut aufgenommen, mal einen flotten Dreier mit ihrer Schwester auszuprobieren.“ Fast war<br />

Greg ein wenig enttäuscht, als er alle Bilder interpretiert hatte. Er legte die Bilder und den<br />

Interpretationsbogen weg und wartete. Bald erschien die Wache erneut, nahm den Bogen und<br />

die Bilder mit und ließ House einen Fragebogen da. Ein kurzer Blick sagte diesem, dass es<br />

sich um einen Persönlichkeitstest handelte.<br />

House las die erste Frage laut und lachte. „Ich versuche, zu jedem, dem ich begegne,<br />

freundlich zu sein.“ „Klar Leute, ich kann es einfach nicht ertragen, wenn jemand <strong>mich</strong> nicht<br />

mag.“, sagte er in gespielt weinerlichem Ton in Richtung Kamera. Er kreuzte aber trifft nicht<br />

zu an. Auch bei der nächsten Frage kreuzte House grinsend, und ohne einen Moment zu<br />

zögern trifft nicht zu an. „Ich bin als herzliche und freundliche Person bekannt.“ Bei der<br />

dritten Frage verging House das Lachen. „Manchmal erscheint mir alles ziemlich düster und<br />

hoffnungslos.“ Das traf auf ihn sehr wohl zu. Seit seinem Muskelinfarkt, den darauf<br />

folgenden chronischen Schmerzen und der Trennung von seiner Freundin Stacy erschien ihm<br />

das Leben ziemlich häufig sehr düster. Aber das ging diese Leute nicht das Geringste an.<br />

Trotzig kreuzte er ein drittes Mal trifft nicht zu an. Auch bei Frage 4 entschloss House sich zu<br />

lügen. „Wenn ich durch irgendetwas oder irgendjemanden beeinträchtigt, innerlich erregt<br />

oder aus dem Gleichgewicht gebracht worden bin, denke ich, mir bleibt auch nichts erspart.“<br />

<strong>Die</strong>se Gedanken waren House durchaus schon gekommen, aber er würde seinen Entführern<br />

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