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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Jake wurde entkleidet, was Heather sich vor Verlegenheit winden ließ. Dann wurde er<br />

in der gleichen Haltung wie vor ihm House an die Stange gefesselt. Heather wurde so an den<br />

Tisch platziert, dass sie Jake genau im Blick hatte. Mit hochrotem Kopf saß die junge Frau da<br />

und versuchte verzweifelt, irgendwo anders hin zu schauen, nur nicht auf den nackten, ge-<br />

fesselten jungen Mann. Der Arzt wartete, bis die Wachen den Kerker verlassen hatten, dann<br />

grinste er Heather an. „Nun, dann wollen wir uns mal ein wenig unterhalten, was? Ich werde<br />

dir einen sehr guten Grund geben, vorbehaltlos ehrlich zu sein, sonst wird dein tapferer Held<br />

hier bald nicht mehr sehr tapfer sein, dass kann ich dir versprechen. Unsere modifizierten E-<br />

Schocker haben noch jeden weich gegrillt.“ Er trat an Jake heran, der sich auf die Lippen biss<br />

und schwer atmend den Schmerz erwartete, der im Laufe der letzten Stunden noch jeden von<br />

ihnen zum Schreien gebracht hatte. Im nächsten Moment zuckte der schmerzhafte Impuls<br />

durch seinen Körper, als der Arzt die Elektroden gnadenlos an Jakes Bauch drückte.<br />

Aufbrüllend bäumte der junge Mann sich in den Fesseln auf. Heather schluchzte hysterisch:<br />

„NEIN, bitte, ich werde ehrlich antworten, Sir, wirklich.“ Sie zitterte am ganzen Leib. Jake<br />

hing keuchend in den Fesseln. Und der Arzt fragte ruhig: „Dein Name ist Heather Lisinski?“<br />

Heather nickte. „Ja, Sir.“ „Du wurdest am 21. Juli 1980 in New Bern, Kansas, geboren?“ „Ja,<br />

Sir.“ Heather schielte immer wieder unglücklich zu Jake hinüber, der noch mit den Nach-<br />

wirkungen des Stromschlags zu kämpfen hatte. Er hatte das unangenehme Gefühl, sein ganzer<br />

Körper vibriere nach.<br />

Heather wurde mit der nächsten Frage konfrontiert. „Deine Eltern sind Richard und<br />

Judith Lisinski?“ „Ja, Sir.“ Heather nickte. „Du hast einen jüngeren Bruder?“ „Ryan, Sir, er<br />

wurde 1986 geboren.“ „Wie sah deine Kindheit aus?“ Heather musste nicht lange überlegen.<br />

Sie erzählte: „Meine Mutter starb, als ich acht Jahre alt war. Mein Vater erwartete von mir,<br />

dass ich <strong>mich</strong> um Haushalt, Bruder, Haus und Hof kümmerte, aber auch in der Schule musste<br />

ich sehr gut sein. Er hat <strong>mich</strong> sehr gelobt, wenn ich etwas gut gemacht habe, im Gegenzug<br />

aber auch getadelt, klappte etwas nicht. Er hat <strong>mich</strong> streng religiös erzogen. Ich glaube, damit<br />

hängt es zusammen, dass ich nie Freunde hatte. Sie zogen sich zurück, wenn ich ...“ Sie<br />

wurde rot und stotterte verlegen „Wenn ich nicht so wollte wie sie ... Sie haben dann die Ge-<br />

duld verloren und aufgegeben.“ „Warum wurdest du Lehrerin?“ „Weil ich nur wirklich gut<br />

mit Kindern umgehen kann, Sir.“ Heather schwieg verlegen. „Hat Nummer 2 ebenfalls auf-<br />

gegeben?“ Heather versank fast im Erdboden bei dieser gemeinen Frage. „Das weiß ich nicht,<br />

Sir. Ich glaube nicht ...“ Sie schwieg und der Interviewer lachte gemein. „Vermisst du deine<br />

Mutter?“, fragte er dann. Heather antwortete ehrlich: „Ich vermisse eine weibliche Bezugs-<br />

person, aber an meine Mutter erinnere ich <strong>mich</strong> kaum noch.“ „Gut, Nummer 2, das sollte es<br />

für diesmal sein.“ Er stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Kerker. Jake und<br />

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