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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

verstanden, was Ziva gerade angedeutet hatte. Ganz so entschlossen wie vor einigen Minuten<br />

sahen sie nicht mehr aus, aber ein Blick in Kates verängstigtes Gesicht brachte Sawyer dazu,<br />

auch bei der nächsten Anfrage energisch den Kopf zu schütteln und Jake folgte seinem Bei-<br />

spiel. Wie alle anderen auch hatte Sara in den Gesichtern der Männer gelesen, dass sie sehr<br />

wohl begriffen hatten und war froh, dass die beiden Frauen genau dies nicht getan hatten.<br />

<strong>Die</strong>ses Thema zu vertiefen, war also ebenso unnötig wie nicht wünschenswert. Also ging sie<br />

auf den ersten Teil der Aussage ein: „Und wenn ihr Pech habt, lassen sie euch hier einfach<br />

hängen, bis ihr überhaupt keine Sorgen mehr habt. Ich bezweifle, dass es das ist, was Kate<br />

und Heather wollen.“ „Bitte Sawyer, eine Weile in der Kiste halte ich schon aus, aber ein<br />

Leben ohne dich nicht.“ „Jake bitte. So schlimm sieht diese Kiste wirklich nicht aus und sie<br />

werden <strong>mich</strong> nicht ewig da drin lassen.“ Sawyer achtete weniger auf Kates Worte als auf die<br />

Angst und das nackte Entsetzen in ihren Augen, die wie gebannt an der Kiste hingen. Jake<br />

schwankte in seiner Entschlossenheit und blickte zwischen Heather und Sawyer hin und her,<br />

der immer noch verbissen den Kopf schüttelte.<br />

Nach der sechsten Nachfrage, die die beiden Männer wieder mit einem Kopfschütteln<br />

beantwortet hatten, merkte House, dass ihm selbst vor Schmerzen immer mehr der Schweiß<br />

ausbrach. Er hatte das Gefühl, jeden Moment zusammen zu brechen. Das er überhaupt noch<br />

stand, grenzte für ihn schon an ein Wunder. Eigentlich hatte er nicht vor gehabt, sich das an-<br />

zutun. Allison beobachtete ihren Chef mindestens so besorgt, wie sie Jake und Sawyer be-<br />

obachtete. Sie sah, in welch schlechter Verfassung er war und sagte besorgt: „Um Himmel-<br />

willen, House, setzen Sie sich doch endlich hin.“ Das war das Letzte, was House jetzt ge-<br />

braucht hatte: Jemand, der ihn in dieser Situation auf seine Unzulänglichkeit aufmerksam<br />

machte. Er biss die Zähne zusammen. Dann knirschte er zu seiner eigenen <strong>Über</strong>raschung:<br />

„Wenn die beiden Jungs es aushalten, da zu hängen, werde ich es wohl aushalten, hier mal<br />

eine Weile zu stehen.“ <strong>Die</strong>se Worte aus dem Mund des so extrem misanthropischen<br />

wirkenden Zynikers zu hören, wirkte wie eine Initialzündung auf die Mitgefangenen. Hatten<br />

sie bis eben gedacht, Jake und Sawyer seien verrückt, sich das anzutun, wo sie ihre Qualen<br />

mit einem simplen Kopfnicken hätten beenden können, schlug die Stimmung nun voll-<br />

kommen um. Dass sogar der sarkastische Arzt so etwas wie Respekt für die jungen Männer<br />

empfand, die dort unter immer schlimmer werdenden Schmerzen für die Frauen, die sie<br />

liebten, kämpften, bewirkte bei den <strong>Anderen</strong> einen Sinneswandel. Hatten die Gefangenen<br />

bisher versucht, eine möglichst entspannte Haltung einzunehmen, um das unbequeme Stehen<br />

etwas bequemer zu machen, strafften sich plötzlich die Rücken der Gefesselten. Sie richteten<br />

sich einer nach dem anderen stolz auf und standen vollkommen grade da. Und ausgerechnet<br />

Gibbs war es letztlich, der laut und deutlich aussprach, was wohl fast alle in diesem Moment<br />

dachten: „Okay, Jungs, dann haltet durch.“<br />

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