Die Anderen - Über mich

Die Anderen
by Frauke Feind
irgendetwas oder irgendjemanden beeinträchtigt, innerlich erregt oder aus dem Gleich-
gewicht gebracht worden bin, mache ich mir Vorwürfe.“ So arbeitete er sich Punkt für Punkt
durch die Fragen.
Schließlich war er fertig und die Fragebögen wurden abgeholt. Nun wurden ihm eben-
falls die Bilder des Rorschachtests gebracht. - Großartig. - dachte Jake wenig begeistert. -
Jetzt muss ich mir auch noch Tintenkleckse ansehen. - Jake beschloss es so schnell wie mög-
lich hinter sich zu bringen und sah sich das erste Bild an. Es erinnerte ihn entfernt an ein
Tiergesicht. Jake hatte keine Lust, mit dieser bescheuerten Aufgabe mehr Zeit als unbedingt
nötig zu verschwenden, also schrieb er ohne lange nachzudenken Wolfsgesicht. Er ging weiter
zu Bild 2. Zwei Figuren, deren Hände sich berührten. Boxer beim Kampf. schrieb er. Jake
warf einen Blick auf das nächste Bild. Zwei Figuren, die beide Enden eines Gegenstandes
hielten. Zwei Leute, die etwas Schweres heben. Das erste, was Jake auf dem nächsten Bild
auffiel war etwas, das aussah wie ein übergroßer Penis. - Oh, man. Es ist definitiv zu lange
her, dass ich Sex hatte. Jetzt interpretiere ich schon Tintenkleckse sexuell. - Erigierter Penis.
schrieb Jake auf. Auf dem nächsten Bild sah Jake genau wie Cameron eine Fledermaus. Er
sah sich das vorletzte Bild an. - Na toll, was soll man darin schon sehen? - dachte er genervt.
Auf den zweiten Blick sah der obere Teil des Bildes für Jake ein wenig aus wie ein Hunde-
kopf und an den Seiten konnte man mit viel Fantasie Gliedmaßen erkennen, aber irgendwie
wirkte das ganze sehr flach. Überfahrener Hund. schrieb Jake schließlich, nur, um überhaupt
etwas zu antworten. Er betrachtete das letzte Bild. Zwei kleine Mädchen, deren Zöpfe zu
fliegen schienen und deren Füße anscheinend nicht auf dem Boden standen. Zwei Mädchen
beim Seilspringen. schrieb er unter den Klecks. Das war das letzte Bild. Jake legte den Stift
aus der Hand und wartete, was nun kommen würde.
Minuten später kamen zwei Wachleute in die kleine Kabine und Jake bekam den Be-
fehl: „Aufstehen und Hände auf den Rücken.“ Er beeilte sich, der Aufforderung Folge zu
leisten. Aus den anderen Kabinen wurden House, Cameron und Heather geholt und es ging
schweigend zurück in den Zellentrakt, wo die Mithäftlinge ihnen besorgt entgegen sahen.
Allgemeines Aufatmen erfolgte, als die Anderen sahen, dass es den vier Abgeholten offen-
sichtlich gut ging. In ihren Zellen angekommen, nahm man ihnen die Handschellen ab, dann
schlossen die Wachen die Zellentüren und verließen den Kerker. Die Gefangenen hatten
grünes Licht und so wurden die Zurückgekehrten gefragt, ob sie auch Tests absolviert hatten.
„Na, auch neckische Bilder interpretiert?“ Sawyer stand grinsend an seiner Zellentür und sah
zu House hinüber. Der hatte sich auf die Liege gelegt und gab ein schmatzendes Geräusch
von sich. „Nein, mein Kleiner, Jake und ich durften uns ne Nutte teilen.“, sagte er ge-
nießerisch. Jake dachte spontan an seine Penis-Interpretation und bevor er es noch zurück
208