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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Ernest Hemingway<br />

Bones selbst konnte nicht fassen, dass sie sich hatte hinreißen lassen. Aber die Vor-<br />

stellung, sich kommentarlos aufs Bett zu legen und fesseln zu lassen, hatte alle Alarmanlagen<br />

in ihr los klingeln lassen. Trotzdem hätte sie es besser wissen müssen. Immerhin waren sie<br />

nicht erst seit gestern in der Hand dieser Menschen. Sie hatten gerade erst mehr als schmerz-<br />

lich erfahren, zu was die Entführer fähig waren und nun ließ sie sich hinreißen, gegen einen<br />

direkten Befehl zu handeln. Was war nur in sie gefahren? <strong>Die</strong> Erkenntnis, nicht wieder darauf<br />

angewiesen sein zu wollen, von diesen Schweinen gnädig zur Toilette gelassen zu werden.<br />

Bones seufzte und versuchte, ihre Schultern zu entspannen. Nicht aufs Klo zu können war im<br />

Augenblick ihr geringstes Problem. <strong>Die</strong> Haltung, in die man sie gezwungen hatte, war so de-<br />

mütigend, dass Bones vor Scham und Wut Tränen in die Augen traten. Auch für die Männer<br />

war es sicher furchtbar. Bones versuchte, so locker zu lassen wie ihr möglich war und biss<br />

sich auf die Lippen. Das tat gemein weh, aber sie war wild entschlossen, sich jeden<br />

Schmerzenslaut zu verkneifen. Sie drehte den Kopf und sah in die Zelle Sawyers hinüber. Im<br />

schwachen Licht der Nachtlampe konnte sie sein Gesicht schemenhaft erkennen. Gerade<br />

öffnete er die Augen und sah, dass Bones zu ihm rüber schaute. Resigniert grinste er. Er be-<br />

wegte sich ein wenig und verzog sogleich vor Schmerzen das Gesicht. Verdammt. Seine<br />

Schultern taten schon jetzt weh und die Wirbelsäule schien ihm einen Vogel zu zeigen und zu<br />

fragen, was, zum Henker er da trieb. Er fragte sich ernsthaft, wie sie diese Haltung mög-<br />

licherweise über Stunden aushalten sollten und eine Gänsehaut kroch ihm über den Körper.<br />

<strong>Die</strong> Stunden tropften wieder einmal zäh dahin. Von den Bestraften schlief selbstver-<br />

ständlich keiner. Aber auch die anderen Gefangenen schliefen, wenn überhaupt, unruhig und<br />

wachten jedes Mal auf, wenn sie sich im Schlaf bewegen wollten. Sofort gingen ihre Ge-<br />

danken zu den so brutal gefesselten Leidensgenossen. Wie es ihnen wohl gehen mochte? Ziva<br />

kam mit der Fesselung von allen fünf noch am besten klar. <strong>Die</strong> junge Israelin war klein, be-<br />

weglich und konnte mit Schmerzen sehr gut umgehen. Für die größeren Männer war es unan-<br />

genehmer, soviel war klar. Ihnen mussten die Rücken inzwischen sehr schmerzen. Wie lange<br />

sie hier schon so lagen, hätte keiner von ihnen sagen können, es schienen beinahe Tage zu<br />

sein. In Wirklichkeit waren vier Stunden vergangen. Auch die Frauen litten immer größere<br />

Schmerzen. Verbissen konzentrierten sie sich auf ihre Atmung und darauf, den Peinigern<br />

nicht die Genugtuung zu gönnen, den Schmerz heraus zu schreien. - <strong>Die</strong> sollen sich nicht ein-<br />

bilden, eine Mossad Agentin so leicht klein zu kriegen. - dachte Ziva grimmig entschlossen.<br />

Ein Blick in Sawyers Zelle zeigte der jungen Frau, dass dieser immer wieder gepeinigt die<br />

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