25.10.2013 Aufrufe

Die Anderen - Über mich

Die Anderen - Über mich

Die Anderen - Über mich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

sich mit aller Kraft zwingen, nicht in Panik zu geraten. Er sah sich inzwischen vollkommen<br />

von seinem eigenen Blut umgeben und spürte immer mehr den mit jeder Sekunde stärker<br />

werdenden Sauerstoffmangel.<br />

Ihm blieb keine andere Wahl, als zu versuchen, die Kiefer, die ihn unerbittlich um-<br />

klammert hielten, irgendwie zu öffnen. Verzweifelt bemühte er sich, die wie Zangen um<br />

seinen Arm liegenden Kiefer zu öffnen. <strong>Die</strong> kleinen, schwarzen Augen des Fisches schienen<br />

ihn gehässig anzufunkeln. Wie zum Hohn zuckte die Muräne kurz mit dem Kopf und Jakes<br />

Lippen entrang sich ein Schmerzensschrei. <strong>Die</strong> wenige Luft, die er noch in den Lungen hatte,<br />

sprudelte aus ihm heraus. Jetzt geriet er wirklich in Panik. <strong>Die</strong> rettende Grotte war keine<br />

zwanzig Schwimmzüge entfernt und er hing wie in einem Schraubstock in den Zähnen des<br />

Raubfisches fest. Jake hatte das Gefühl, seine Lungen würden jeden Moment kollabieren.<br />

Sein Herz raste. Schwarze Kreise tanzten vor seinen in Todesangst aufgerissenen Augen.<br />

Alles drehte sich um ihn, das Blut rauschte in seinen Ohren und die Todesangst schnürte ihm<br />

die Kehle zusätzlich zu. Jetzt konnte er nicht mehr verhindern, dass die Panik wie eine Woge<br />

über ihm zusammen schlug. Er wusste, es würden nur noch Sekunden vergehen, dann würde<br />

er einatmen müssen und dann war er verloren. <strong>Die</strong> Dose immer noch in der verkrampften<br />

Hand, überlegte er verzweifelt, sich einfach mit Gewalt loszureißen, egal, ob der Arm in den<br />

Fängen des Fisches blieb. Und als Jake schon fast aufgeben wollte, öffnete das Tier plötzlich<br />

ganz langsam sein Maul. Jake konnte es nicht fassen. Er riss den Arm aus dem Kiefer und<br />

stieß sich heftig vom Felsen ab. Ihm wurde noch schwindeliger, vor seinen Augen ex-<br />

plodierten Sterne. Das Bedürfnis nach Sauerstoff war derart qualvoll, dass Jake nicht glaubte,<br />

es auch nur noch eine Sekunde länger zu ertragen. Seine Lungen brüllten ihn empört nach<br />

Sauerstoff an und er schwamm um sein Leben. Er konnte den linken Arm kaum bewegen und<br />

paddelte hektisch mit den Füßen. Quälend langsam kam der rettende Eingang der Grotte<br />

näher. Jake war sicher, es nicht mehr zu schaffen. Er musste jetzt Atmen. Er musste. Und<br />

dann durchbrach sein Kopf die Wasseroberfläche.<br />

Keuchend, hustend, am ganzen Körper heftig zitternd und mit Tränen in den Augen<br />

sog er den wundervollen, rettenden Sauerstoff in seine malträtierten Lungen. Er schluckte<br />

Wasser und hustete erneut qualvoll auf. Verzweifelt strampelte er mit den Beinen, um sich<br />

über Wasser zu halten. Als er endlich wieder etwas ruhiger atmen konnte, und der quälende<br />

Hustenreiz nachließ, schwamm er an das felsige Ufer der Grotte und quälte sich zitternd halb<br />

aus dem Wasser. Er konnte nicht fassen, dass er die Dose mit der Zahl tatsächlich noch in<br />

seiner linken Hand hielt. Als er seinen Arm untersuchte, wurde ihm fast schlecht. <strong>Die</strong> Zähne<br />

des Raubfisches hatten eine unangenehm tiefe, ausgefranste Wunde im Fleisch seines Unter-<br />

armes hinterlassen, die nicht in dem Sinne lebensgefährlich war. Aber in einem Wasser voller<br />

507

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!