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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

du ... dass du es mit ansehen musst ... Ich wusste nicht, was schlimmer war, verstehst du? <strong>Die</strong><br />

Vorstellung, dass du es siehst, oder die Vorstellung, dich nicht bis zum letzten Atemzug sehen<br />

zu können ...“ Kate sah, dass er heftig zitterte. Sie kuschelte sich fester an ihn und flüsterte:<br />

„Und ich wollte nicht, dass du ... <strong>mich</strong> vollkommen aufgelöst ... Gott, ich hatte solche Angst.“<br />

Sie klammerte sich wie die sprichwörtliche Ertrinkende an Sawyer und stieß heftig hervor:<br />

„Noch einmal schaffe ich das nicht. Ich verliere hier noch den Verstand. Ich kann es nicht<br />

noch einmal ertragen, dieses Gefühl, dich zu verlieren.“ Sawyer hielt die zitternde junge Frau<br />

in seinen Armen und wünschte sich nichts so sehr, wie ihr Versprechen zu können, dass sie<br />

das auch nicht wieder müsste, nur lag das leider nicht in seiner Macht. Wie er es ertragen<br />

würde, sollten die noch einmal auf die Idee kommen, ihn hinzurichten, wusste er auch nicht.<br />

Er hatte sich ohnehin gefragt, woher er die Kraft genommen hatte, so ruhig in den Tod<br />

zu gehen. So groß war seine Todessehnsucht nun wirklich nicht, dass er gerne gestorben<br />

wäre. Nicht mehr, seit er Kate hatte. Aber die Erleichterung, dass sie weiter leben durfte, hatte<br />

in den Minuten einfach alles andere überwogen. Für Kate würde er noch zehn Mal sterben,<br />

wenn es sein musste. Als die Wachen vor ihn hin getreten waren, hatte er für einen Moment<br />

das Gefühl gehabt, sich übergeben zu müssen. Dann hatte er begriffen, dass sein Tod be-<br />

deutetet, dass Kate weiter leben durfte und dieses Wissen hatte ihm die Kraft gegeben, auf-<br />

recht und stolz in die Gaskammer zu gehen. Er hatte Dana bewundert, die genau so aufrecht<br />

neben ihm saß. Als er an den Stuhl gefesselt worden war, hatte er nur noch gehofft, dass es<br />

schnell gehen würde. Danas Rates hätte es nicht bedurft. Es war ihm klar gewesen, dass er<br />

möglichst tief das Giftgas einatmen musste. Ganz kurz war Panik in ihm hoch geschossen, als<br />

das leise Zischen verraten hatte, dass das Gas nun zugeführt wurde. Als er daran dachte,<br />

konnte er ein Zittern nicht ganz verhindern. Kate spürte das sofort. „Ist alles in Ordnung,<br />

Honey?“, fragte sie alarmiert. Er lachte leise. „Ja, ja, es ist ... Ja, ich lebe noch.“ Von einer<br />

Sekunde zur anderen drang dieser Gedanke richtig in sein Hirn. Aus den Lautsprechern klang<br />

gerade der Titel Dream a dream, gesungen von der wundervollen Stimme der zu dem Zeit-<br />

punkt, als der Titel aufgenommen worden war, gerade einmal vierzehn Jahre alten Charlotte<br />

Church:<br />

When the night is still and the sea is calm.<br />

Lonely Shadow. You’ll fall upon me.<br />

Lay by my side fear not tonight.<br />

Lonely Shadow. You’ll find a new light.<br />

Dream a dream.<br />

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