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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Fesseln, die sie hielten, hängen zu sehen, aber er sagte nichts. Der Arzt wartete, bis das Bild<br />

von Sara wieder ausgeschaltet wurde, dann begann er.<br />

„Dein Name ist Gilbert Grissom?“ Sofort antwortete Gil: „Ja, Sir, das ist mein Name.“<br />

„Du wurdest am 17.08.1956 geboren?“ „Jawohl.“ Der Arzt fuhr fort: „Deine Eltern sind<br />

Robert und Louise Grissom?“ Gil nickte. „Ja, Sir.“ „Dein Geburtsort ist Santa Monica,<br />

Kalifornien?“ „Richtig.“ „Nun, das war einfach. Was haben deine Eltern beruflich gemacht?“<br />

Gil sah den Arzt ruhig an. „Mein Vater war Botaniker, er starb an einem Schlaganfall, als ich<br />

neun Jahre alt war. Meine Mutter hatte eine Kunstgalerie.“ Der Arzt sah Gil an. „Wo ist deine<br />

Mutter heute?“ Gil lächelte. „Sie lebt in Becky‟s Home Care Retirement House in Las<br />

Vegas.“ Gil wunderte sich ein wenig darüber, dass der Arzt nicht nach der Taubheit seiner<br />

Mutter fragte, wurde aber von der nächsten Frage abgelenkt.<br />

„Seit wann arbeitest du für die Polizei?“ Gil musste kurz nachdenken. Er rechnete<br />

blitzschnell nach und antwortete dann: „Seit über siebzehn Jahren, Sir.“ „Was hast du<br />

studiert?“ „Ich habe an der UCLA Biologie mit Schwerpunkt Insektenkunde studiert.“ „Wann<br />

kamst du zur Polizei?“ „Mit zweiundzwanzig, Sir. Ich wurde der jüngste Coroner Los An-<br />

geles‟ und wurde mit dreißig zum Field Services Office nach Las Vegas berufen, wo ich <strong>mich</strong><br />

bis zum Nachtschichtleiter des Crime Lab hocharbeitete.“ Der Arzt las in seinem PDA nach<br />

und fragte dann: „Hast du schon einmal wissentlich Informationen über das Fehlverhalten von<br />

Untergebenen zurück gehalten?“ Gil seufzte leise. Dann antwortete er wahrheitsgemäß: „Ja,<br />

ja, das habe ich, Sir.“ „Nenn mir Beispiele, Nummer 13.“ Grissom musste tief Luft holen,<br />

dann erklärte er: „Ich habe nicht weiter gegeben, dass eine Kollegin eine Weile erhebliche<br />

Alkoholprobleme hatte. <strong>Die</strong> Spielsucht eines anderen Kollegen habe ich ebenfalls nicht weiter<br />

gemeldet. Dass eine meiner Mitarbeiterinnen private Untersuchungen zu ihrer Herkunft mit<br />

Labormitteln unternommen hat, behielt ich auch für <strong>mich</strong>.“ „Von welchen Kollegen ist hier<br />

die Rede, Nummer 13.“ Gil schüttelte resigniert den Kopf. „Warrick Brown, er hat eine<br />

Therapie gemacht und spielt nicht mehr. Catherine Willows, die so letztlich herausfand, wer<br />

ihr Vater ist. Und Sara Sidle, die ihr Alkoholproblem heute vollkommen unter Kontrolle hat.“<br />

Gil schwieg.<br />

Der Arzt sah von seinem PDA auf und fragte dann lauernd: „Wer ist Lady Heather?“<br />

Gil schüttelte erneut frustriert den Kopf. Dann sagte er so ruhig wie möglich: „Ich lernte sie<br />

ihm Rahmen einer Mordermittlung kennen, Sir. Sie leitete ein ... Etablissement, in dem ...“<br />

Gil wand sich verlegen um Worte. „Nun, in dem Frauen ... zahlungswilligen Kunden spezielle<br />

sexuelle Wünsche erfüllen.“ Hier unterbrach der Interviewer ihn und hakte nach: „Was genau<br />

für sexuelle Wünsche?“ Gil spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. „Nun, ähm, ja<br />

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