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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

tupfte dann mit stoischem Gesichtsausdruck Sawyers Eichel gründlich ab. Sawyer glaubte, in<br />

einem Albtraum zu stecken. Es kostete ihn alle <strong>Über</strong>windung, die er zusammen kratzen<br />

konnte, nicht loszutoben. Abgrundtiefen Hass, aber auch leichte Panik in den grünen Augen,<br />

beobachtete er, wie der Typ den Schlauch griff und anfing, diesen nicht übermäßig rück-<br />

sichtsvoll in Sawyers Harnröhre einzuführen. Etwas Schlimmeres hätte dieser sich kaum noch<br />

vorstellen können. Schwer atmend und am ganzen Körper zitternd vor Hass und Wut spürte<br />

er, wie der Schlauch immer tiefer in seinen Körper geschoben wurde. Es tat nicht wirklich<br />

weh, jedenfalls nicht körperlich, seelisch dafür umso mehr. Sawyer hatte nie zuvor etwas Un-<br />

angenehmeres und Demütigenderes gespürt. Schließlich hatte der Schlauch wohl die Blase<br />

erreicht, denn im nächsten Moment spürte Sawyer, wie der Druck dort rapide nach ließ.<br />

Leicht apathisch registrierte er schließlich, wie der Schlauch wieder entfernt wurde. Nun legte<br />

der Arzt ihm eine Blutdruckmanschette an und überprüfte seinen Blutdruck. Er notierte sich<br />

etwas auf einem Block, der ebenfalls auf dem Tablett lag. Anschließend trat er mit einer<br />

Nadel in der Hand ans Kopfende der Liege, griff sich Sawyers linken Mittelfinger und stach<br />

die Nadel leicht in die Fingerkuppe. Den kleinen, austretenden Bluttropfen nahm er vorsichtig<br />

auf einen Objektträger. Dann packte er alles zusammen und schwirrte, immer noch ohne einen<br />

Blick auf sein wehrloses Opfer zu werfen, mit dem Tablett wieder ab.<br />

Als Sawyer wieder alleine war, konnte er nicht verhindern, dass ihm vor Scham und<br />

vor allem hilfloser, rasender, nie zuvor empfundener Wut Tränen in die Augen schossen. Er<br />

biss die Zähne so fest aufeinander, dass es knirschte und sein Kiefer schmerzte. Hätte er nur<br />

die Möglichkeit gehabt, er hätte diesem Kerl den Hals umgedreht, der ihm das gerade angetan<br />

hatte. Schlimmer konnte nur noch eine Vergewaltigung sein. Es dauerte lange, bis der junge<br />

Mann sich wenigstens einigermaßen beruhigt hatte. Allerdings war durch diese Zwischenein-<br />

lage die Müdigkeit für den Moment völlig verflogen. Und kurze Zeit später tönte plötzlich der<br />

unangenehme Weckton durch den Raum, seine Mitgefangenen fuhren auf ihren Liegen zu-<br />

sammen und richteten sich schlaftrunken auf. Kate war sofort am Gitter und starrte zu Sawyer<br />

hinüber. Und genau in diesem Moment wechselte das Licht von rot zu grün. „Wie geht es dir?<br />

Hast du schlafen können?“, fragte Kate besorgt. Kurz überlegte Sawyer, zu lügen, aber dann<br />

sagte er sich, dass die <strong>Anderen</strong> es ohnehin schnell herausfinden würden, was mit ihm ge-<br />

schah. Also seufzte er leise und sagte kopfschüttelnd: „Nein. Unsere Freunde halten es für<br />

eine spaßige Idee, <strong>mich</strong> ein wenig auf Schlafentzug zu setzen.“<br />

Kate wurde blass. Sawyer sah Angst in ihren Augen aufflackern. Sie schien zu be-<br />

greifen, was das bedeutete. Auch die anderen Gefangenen hatten die Worte Sawyer gehört.<br />

Bones begann sofort, analytisch darüber nachzudenken, wie lange Sawyer das in der<br />

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