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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

dieser Aktion wieder erholen würden. Sicher war, die beiden Frauen würden das für den Rest<br />

ihres Leben mit sich herum schleppen.<br />

Sawyer lag gebrochen auf den Knien. Nichts, was er sich vorstellen konnte, hätte<br />

schlimmer sein können als das, was gerade passiert war. Hoffnungslos dachte er darüber nach,<br />

dass es seine Schuld war. Kate würde ihn abgrundtief hassen für dass, was er ihr mit seinem<br />

idiotischen Verhalten angetan hatte. Tränen liefen ihm über das Gesicht. Er hatte alles ver-<br />

loren, was ihm wichtig gewesen war, was Bedeutung gehabt hatte in seinem Leben. Seine<br />

Eltern, sein bis zu dem Tage, als sie starben, schönes, unter den liebenden Augen seiner<br />

Mutter behütetes Leben, jetzt auch noch Kate. Vielleicht bestand ja die Hoffnung, dass er<br />

diese Geschichte hier nicht überleben würde. Er hoffte, dass ihre Entführer ihn schließlich<br />

umbringen würden. Er hoffte es aus tiefstem Herzen. Er würde jedenfalls alles dafür tun, dass<br />

es so kam. Ähnliche Gedanken gingen auch Jake in seiner Zelle durch den Kopf. Er hatte den<br />

Tod seines besten Freundes verursacht, hatte dadurch seine Familie und seine ganz große<br />

Liebe verloren, und kaum, dass er endlich wieder jemanden gefunden hatte, der ihn wirklich<br />

liebte, den er wirklich liebte, vermasselte er das und zerstörte es. Von Schuldgefühlen zer-<br />

rissen saß er auf seiner Liege und starrte blicklos vor sich hin. Auf der Plattform nahm der-<br />

weil das Drama seinen Lauf. Ein Wachmann kam in den Kerker, ging zu Sawyer und befahl<br />

diesem ruhig: „Steh auf.“ Mühsam stemmte Sawyer sich auf die Beine. „Du wirst jetzt ehrlich<br />

die Bilder interpretieren, die ich dir zeigen werde, verstanden?“ Abwesend ins Leere starrend<br />

nickte der junge Mann. Kopfschüttelnd fragte der Wachmann erneut, diesmal etwas lauter:<br />

„Verstanden?“ „Ja, ja ...“ Der Wachmann schüttelte resigniert den Kopf, dann fing auch<br />

Sawyer sich eine schallende Ohrfeige. „Ihr werdet es ganz bestimmt noch begreifen, es heißt<br />

Sir, verstanden?“ „Entschuldigung, Sir. Ja, Sir.“ Sawyers Stimme klang ihm selbst fremd. Der<br />

Wachmann nickte zufrieden. Dann hielt er dem Gefesselten das erste Rorschach Testbild hin.<br />

Minutenlang starrte dieser das Bild an, dann sagte er leise: „Zwei streitende Erwachsene, die<br />

...“ Er wurde von dem Wachposten unterbrochen. Fast mitleidig sagte dieser: „Lauter,<br />

Nummer 3, alle sollen es hören.“<br />

Mit zitternder Stimme, aber lauter, begann Sawyer erneut: „Zwei streitende Er-<br />

wachsene ... meine ... Eltern, die an mir herumzerren.“ Er schluckte hart. Der Wächter war<br />

zufrieden. Er hielt Sawyer das zweite Bild vor die Augen. Wieder musste Sawyer einige<br />

Minuten das Bild anschauen, dann sagte er gepresst, aber laut: „Zwei kämpfende Menschen,<br />

die einander anschreien.“ Das nächste Bild. „Zwei Menschen, die einen Leichensack tragen.“<br />

An dieser Stelle wurde Mulder sehr stutzig. Was, um alles in der Welt, war in Sawyers Leben<br />

passiert? Mulder lauschte angespannt weiter. Er war nicht neugierig, eher ernsthaft<br />

interessiert, um sich ein besseres Bild von den Mitgefangenen machen zu können, und so<br />

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