18.12.2012 Aufrufe

Planfeststellungsbeschluss - BVBB eV

Planfeststellungsbeschluss - BVBB eV

Planfeststellungsbeschluss - BVBB eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Teil C - Entscheidungsgründe <strong>Planfeststellungsbeschluss</strong><br />

Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld<br />

Seite 538 von 1171 44/1-6441/1/101<br />

gen nicht erinnerbar sind. 140 Erinnerbare wache Phasen müssen mindestens 3 bis 4 Minuten dauern.<br />

Entscheidend ist, ab wann eine gesundheitliche Gefährdung beginnt.<br />

Trotz dieser Schwierigkeiten werden aus der oben genannten Literaturübersicht von 35 Studien, wobei<br />

nur 5 sich speziell mit Fluglärm sowie 2 mit Straßen- und Fluglärm beschäftigen, Effektschwellen für<br />

Schlafstörungen abgeleitet, die für den äquivalenten Dauerschallpegel bei 35 bis 45 dB(A) und für den<br />

Maximalpegel bei 45 bis 55 dB(A) liegen.<br />

Einige deutsche Wissenschaftler vertreten die Auffassung, dass durch nächtlichen Verkehrslärm Cortisol<br />

(und teilweise Katecholamine) ansteigen würden und über die Wirkungen des Cortisols die Gefährdung<br />

der Gesundheit resultiere, was auch in den Einwendungen eine wichtige Rolle spielt. Die Aufwachreaktion<br />

im Labor oder Schlafzimmer lässt sich im Experiment unmittelbar dem einwirkenden<br />

Schall zuordnen. Der Verlauf der Cortisol-Konzentration über die Nacht kann jedoch verschiedene Ursachen<br />

haben, in die auch andere Wirkungsmechanismen eingehen. Es liegen hierzu sehr unterschiedliche<br />

Ergebnisse vor und es hat in den letzten Jahren auch ein erheblicher Wissenschaftsstreit zur Rolle<br />

des Cortisols bei der Festlegung von Begrenzungswerten für Verkehrslärm stattgefunden. Nach dem<br />

gegenwärtigen Stand der wissenschaftlichen Forschung und praktischen Erkenntnisse ist zu schließen,<br />

dass der Parameter „Cortisol-Konzentration“ nicht zum entscheidenden Kriterium für die Festlegung<br />

einer Gesundheitsgefährdung durch Lärm herangezogen werden kann. Dieser Auffassung schlossen<br />

sich inzwischen auch die Wissenschaftler, die entsprechende Untersuchungen durchgeführt haben, für<br />

die nächtliche Lärmbelastung an: „Nach dem heutigen Stand des Wissens ist der Nachweis einer nächtlichen<br />

chronischen Stresssituation allein mit Hilfe von Stresshormonen als problematisch anzusehen.<br />

Die Aussagekraft des Indikators „veränderte Stresshormone“ für chronischen Lärmstress muss ohne<br />

Vereinheitlichung der Datenerhebung als eingeschränkt eingestuft werden.“ 141<br />

Damit sind auch die von den Einwendern aufgeführten, auf der Grundlage von Cortisol-Untersuchungen<br />

beruhenden Grenz- und Orientierungswerte nicht haltbar. Auch in der DLR-Studie „Leiser Flugverkehr“<br />

erbrachten die Untersuchungen im Feld, d. h. in den Wohnungen der Lärmbetroffenen, keinerlei Auswirkungen<br />

des Lärms, weder vom Pegel noch von der Häufigkeit auf Ausschüttungen der Stresshormone<br />

Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin. 142<br />

In anderen Untersuchungen wurde auf der Grundlage von Cortisol-Untersuchungen ein Modell für zulässige<br />

Pegelhäufigkeiten in einer Nacht aufgestellt. 143 Trotz der vorher genannten Einschränkungen ist<br />

das Resultat Kombination von Häufigkeit und Pegeln in einer guten Übereinstimmung zu Modellen, die<br />

auf der Grundlage des Aufwachens erstellt worden sind. So sind nach diesem physiologischen Modell<br />

bei einem Maximalpegel Lmax von 60 dB(A) acht Überflüge, bei einem Pegel von 55 dB(A) elf Überflüge,<br />

bei einem Pegel von 50 dB(A) 14 Überflüge und bei einem Pegel von 40 dB(A) 23 Überflüge zulässig.<br />

140 Basner et al. (2001): Nachtfluglärmwirkungen – eine Teilauswertung von 64 Versuchspersonen in 832 Schlaflabornächten.<br />

Forschungsbericht 2001-26. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., Köln.<br />

141 Maschke, C., Hecht, K. (2003): Literaturrecherche über geeignete Parameter einer Längsschnittuntersuchung zum Einfluss<br />

von Fluglärm auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bericht Nr. 54 083/1.Müller-BBM. Darmstadt: Druck Öko-Institut<br />

e.V..<br />

142 Basner, M., Buess, H., Elmenhorst, D., Gerlich, A., Luks, N., Maaß, H., Mawet, L.,Müller, E.-W., Müller, U., Plath, G.,<br />

Quehl, J., Samel, A., Schulze, M., Vejvoda, M., Wenzel, J. (2004): Nachfluglärmwirkungen. Band 1. Zusammenfassung.<br />

Forschungsbericht 2004-07/D. Köln: DLR.<br />

143 Spreng, M. (2003): Lärminduzierte nächtliche Cortisolausschüttung und tolerable Überflüge. In: Bartels KH, Ising H<br />

(Hrsg) Nachtfluglärmproblematik. Berlin: Schriftenreihe Verein WaBoLu, Nr.111: 75-90.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!