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Planfeststellungsbeschluss - BVBB eV

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<strong>Planfeststellungsbeschluss</strong> Teil C - Entscheidungsgründe<br />

Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld<br />

44/1-6441/1/101 Seite 539 von 1171<br />

Die Fluglärmsynopse leitet aus diesem Modell den präventiven Richtwert für eine noch tolerable nächtliche<br />

Fluglärmbelastung von 13 x 53 dB(A) ab, damit wird eine zusätzliche lärmbedingte Aufwachreaktion<br />

gerade noch vermieden und der Cortisol-Spiegel im Normbereich gehalten. Auch die DLR-Studie „Leiser<br />

Flugverkehr“ bestätigt das Modell indirekt. Sie findet für den Maximalpegelwert 50 dB(A) eine lärminduzierte<br />

zusätzliche Aufwachreaktion mit einer Wahrscheinlichkeit von 7,3 %. In einer Nacht werden<br />

also bei exakt 13 Lärmereignissen mit einem Lmax von 50 dB(A) im Rauminnern im Mittel weniger als<br />

eine (genau 0,95) zusätzliche Aufwachreaktionen durch den Fluglärm hervorgerufen.<br />

Es wird von Wissenschaftlern auch vertreten, dass die Cortilsol-Konzentration der ersten Nachthälfte<br />

zum Nachweis schallbedingter Wirkungen besonders geeignet sei, da dies die Erholungsfunktion des<br />

Schlafes beeinträchtigen und langfristig eine Gesundheitsgefahr darstellen könne. Dabei wird auf bestimmte<br />

Untersuchungen verwiesen, die insbesondere den Nachweis der Wirkungen von Tagbelastungen<br />

auf diesen Cortisol-Spiegel im ersten Teil der Nacht verdeutlichten. Die Autoren dieser Studie haben<br />

jedoch explizit in ihrer Veröffentlichung darauf hinwiesen, dass daraus nach der bisherigen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnis nicht auf die Anwendbarkeit für die nächtliche Lärmeinwirkung zu schließen<br />

ist 144 .<br />

Begrenzungswerte für den Verkehrslärm in der Nacht beruhen ausschließlich auf experimentellen Kurzzeituntersuchungen<br />

über höchstens mehrere Wochen im Labor oder im Wohnbereich. Aufgrund der<br />

unmittelbaren Reaktionen auf den Schall in einer Nacht und den Verlauf dieser Reaktionen über den<br />

Untersuchungszeitraum werden Schlussfolgerungen abgeleitet. Auf der Grundlage der vorliegenden<br />

Untersuchungen gibt es bisher keinerlei Möglichkeiten, Langzeiteffekte eines gestörten Schlafes in die<br />

Beurteilung der schallbedingten Nachtlärmstörungen einzubeziehen. Schutzziele müssen daher möglichst<br />

präventiv ausgelegt werden.<br />

Die ungünstige und negative Wirkung von Schlafmangel und von Schlafstörungen ist hinreichend bekannt.<br />

Langzeituntersuchungen haben auch gezeigt, dass der menschliche Organismus in Abhängigkeit<br />

von der Schallpegelhöhe in der Lage ist, Schlafdefizite zu kompensieren bzw. nach etwa 2 bis 3 Wochen<br />

Einwirkzeit Gewöhnungstendenzen zu entwickeln. Eine regelmäßige Schlafzeitverkürzung ist jedoch<br />

nicht zu befürchten, wenn die lärmmedizinisch definierten Aufwachkriterien Beachtung finden.<br />

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik<br />

hat am 16.03.2004 in Köln die Abschlusspräsentation des Projektes „Leiser Flugverkehr“ durchgeführt<br />

145 . Seit dem 5. Juli 2004 liegt der zusammenfassende Projekt-Abschlussbericht vor. Im Mai 2004<br />

wurde die Zusammenfassung des Forschungsberichtes 2004-07/D der DLR zu dieser Untersuchung 146<br />

zur Verfügung gestellt. Das Hauptarbeitspaket „Fluglärmwirkungen“ hatte zum Ziel, die Wirkungen von<br />

Nachtfluglärm auf den Schlaf des Menschen an einem großen Versuchspersonenkollektiv zu untersuchen<br />

und wissenschaftlich fundierte Nachtfluglärmkriterien für eine Bewertung dieser Wirkungen zu<br />

entwickeln.<br />

Aus den Informationen ist zu entnehmen, dass in den Laboruntersuchungen bei einer Gesamtschlafzeit<br />

von 7 Stunden und 24,5 Minuten in den Nächten mit Fluglärm der Schlaf lediglich um 1,8 Minuten kür-<br />

144 Born, J., Fehm, H.L. (2003): The Neuroendocrine Recovery Function of Sleep. Noise & Health 7: 25-37.<br />

145 Samel, A., Basner, M., Maaß, H., Müller, U., Quehl, J. (2004): Hauptarbeitspaket “Fluglärmwirkungen”. Abschlusspräsentation<br />

Projekt “Leiser Flugverkehr”, 16. März 2004. Köln: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR).<br />

146 Basner et al. (2004)

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