Planfeststellungsbeschluss - BVBB eV

Teil C - Entscheidungsgründe Planfeststellungsbeschluss
Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld
Seite 544 von 1171 44/1-6441/1/101
zu begrenzen, legt die Planfeststellungsbehörde daher für die Nacht einen Dauerschallpegel Leq(3,Nacht)
von 35 dB(A) im Rauminnern als Grenze fest. Unter Berücksichtigung einer Pegeldifferenz außen und
innen von 15 dB(A) ergibt sich ein Dauerschallpegel Leq(3,Nacht) von 50 dB(A) außen als Auslöser für notwendige
Schallschutzmaßnahmen, die durchschnittlich und langfristig wirkende Belastungen begrenzen
sollen. Das Dauerschallpegelkriterium ergänzt das oben dargestellte Pegel-Häufigkeits-Kriterium 6 mal
70 dB(A) außen und sorgt für eine zusätzliche zahlenmäßige und lärmwirkungsorientierte Begrenzung
der Lärmereignisse zu Nachtzeit unterhalb des Pegel-Häufigkeits-Kriteriums. Erste Untersuchungen der
DLR zeigen, dass innerhalb einer Lärmkontur mit einem Dauerschallpegel von 50 dB(A) weniger als
zwei zusätzliche Aufwachreaktionen auftreten.
10.1.2.2.3 Mögliche pathophysiologische und pathologische Reaktionen
Zweifelsohne ist Lärm wie auch andere Belastungen, die auf den Menschen einwirken, ein unspezifischer
Stressor, der bestimmte Anpassungsmechanismen auslöst. Da diese ebenfalls unspezifische
Merkmale haben, können vielfältige Wirkungen auftreten. Als krankheitsauslösende Mechanismen werden
häufig Stressvorgänge genannt. Die im Rahmen eines Stressgeschehens ausgelösten vegetativen,
hormonellen Stoffwechsel-, immunologischen, motorischen Veränderungen sind Ausdruck der Aktivitäten
des Lebewesens, mit seinen Umweltanforderungen fertig zu werden. Sie dienen daher der Mobilisation
und der Vorbereitung des zielgerichteten Handelns. Sie sind zunächst einmal Ausdruck eines gesunden
Lebens. Bei Überbeanspruchung, Unabgestimmtheit, mangelnden Gegenregulationsmöglichkeiten
des Individuums können sie unter bestimmten Voraussetzungen auch krank machende Bedeutung
erlangen. Die durchaus unterschiedlich beantwortete Frage in der Lärmwirkungsforschung ist, ob
Schall eine solche krank machende Veränderung dieser Prozesse erzeugen kann. Voraussetzung für
die Bejahung einer Kausalität zwischen Lärm und Krankheit ist deshalb auch der Nachweis der entsprechenden
pathophysiologischen Mechanismen.
Einer der in Verdacht stehenden Mechanismen bedient sich der sogenannten Stresshormone Cortisol
und Katecholamine (Adrenalin und Noradrenalin) mit ihren vielfältigen Wirkungen im Organismus als
Indikator. Häufig werden auch Stoffwechselveränderungen, die mit Hormonen und dem Vegetativum
zusammenhängen können, als solche pathophysiologischen Mechanismen insbesondere für Herz-
Kreislauf-Erkrankungen benannt. Deshalb ist auch hier wieder die Frage, ob Lärm solche pathophysiologischen
Mechanismen kausal auslösen kann, die auch längerfristig bestehen bleiben und schließlich
zu einer definierten Krankheit führen.
1) Bluthochdruck , Herzkreislauferkrankungen und andere Erkrankungen
Eine Vielzahl von Einwendern befürchtet die konkrete Gesundheitsgefährdung und die Entstehung
von Krankheiten für Lärmbetroffene im Umfeld von Flughäfen. Die Einwendungen beziehen sich
insbesondere auf
- die Verursachung oder/und Verschlimmerung verschiedenster Erkrankungen, wobei im Vordergrund
die Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen,
- die im Verfahren durch die Gutachten M 8 und M 9 empfohlenen Begrenzungswerte, dabei
speziell auf das sogenannten Jansen-Kriterium 19 x 99 dB(A), das auch bei anderen Einwendungsinhalten
angegriffen wird,
- den Infraschall und seine Wirkungen,