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Planfeststellungsbeschluss - BVBB eV

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<strong>Planfeststellungsbeschluss</strong> Teil C - Entscheidungsgründe<br />

Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld<br />

44/1-6441/1/101 Seite 547 von 1171<br />

schließend dazu Stellung genommen werden, ob Umweltlärm bei der Entstehung von ischämischen<br />

Herzkrankheiten eine mitverursachende Rolle spielt.“ 158 Als Schwellenwert für mögliche lärmbedingte<br />

Infarktrisiken gibt der SRU dennoch einen Dauerschallpegel von 65 dB(A) an.<br />

Zusätzliche Faktoren wie soziale Schicht, genetische familiäre Belastung, Ernährungsgewohnheiten,<br />

Verhaltensweisen, Bewegungsmangel, Diabetes mellitus, Rauchen, Übergewicht stellen weitaus<br />

signifikantere Einflussfaktoren für eine ischämische Herzkrankheit als Lärm dar. Nach einer<br />

Studie sind mittlerweile rund 177 Risikofaktoren identifiziert worden, denen eine mitverursachende<br />

Rolle bei der Genese von kardiovaskulären Erkrankungen zugeschrieben wird. 159 Lärm kann, wie<br />

alle anderen Belastungen, in dem unspezifischen Stressgeschehen einer multifaktoriellen Genese<br />

von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Rolle spielen. So kommen nahezu alle wissenschaftlichen<br />

Übersichtsarbeiten heute zur Aussage, dass eine Kausalbeziehung zwischen Umweltlärm und<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wissenschaftlich nicht bewiesen ist.<br />

Das Umweltbundesamt hat Anfang des Jahres 2004 den Forschungsbericht 297 61 003 „Chronischer<br />

Lärm als Risikofaktor für den Myocardinfarkt - Ergebnisse der „NaRoMI“-Studie“ veröffentlicht<br />

160 . Es wurden teilweise signifikante Beziehungen zwischen Lärm und Herzinfarkt bei Patienten<br />

in Krankenhäusern festgestellt. Letztendlich führt auch diese Studie dazu, dass die Evidenz der Beziehungen<br />

zwischen Lärm und Herzinfarkt zwischen „begrenzt“ und „hinreichend“ einzustufen ist.<br />

Im Vordergrund bisheriger Untersuchungen standen Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter Lärmeinfluss.<br />

Weiterhin werden psychische Störungen, psychiatrische Behandlungen, Medikamentenverbrauch,<br />

Schwangerschaftsbeeinflussung einschließlich Auswirkungen auf Geburtsparameter,<br />

Tinnitus (Ohrgeräusche), aber auch Krebs, allergische Erkrankungen, vorzeitige Sterblichkeit u. a.<br />

diskutiert.<br />

Die zu psychiatrischen Erkrankungen, Medikamentenverbrauch in lärmbelasteten Wohnbereichen<br />

vorliegende Literatur ist weit verstreut und uneinheitlich. In einer Zusammenfassung kommt Stansfeld<br />

161 zu dem Ergebnis, dass es keine gesicherten Beziehungen, beispielsweise zwischen Lärm<br />

und psychiatrischen Erkrankungen gibt. Es ist auch nicht bewiesen, dass Lärm über die Belästigung<br />

zu einem erhöhten Medikamentenverbrauch, insbesondere zu einem erhöhten Schlafmittelverbrauch<br />

führt. Ebenfalls konnte die Beziehung zwischen Lärmbelastung und häufigerem Arztbesuch<br />

nicht zwingend nachgewiesen werden.<br />

Dagegen sind die subjektiven Beschwerdekonstellationen oder die über Fragebögen erfassten<br />

Angstsituationen sehr viel enger mit dem Lärmerleben bzw. mit der erlebten langfristigen Lärmbelastung<br />

in einen Zusammenhang zu bringen. Entsprechend des Kausalitätsbedürfnisses des Menschen<br />

werden subjektive Befindensbeeinträchtigungen häufiger äußeren Einwirkungen zugeordnet.<br />

Es widerspiegeln sich auch gewisse Grundeinstellungen und Beantwortungstendenzen in solchen<br />

158 SRU (1999): Sondergutachten des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen. Umwelt und Gesundheit. Risiken<br />

richtig einschätzen. Deutscher Bundestag, Drucksache 14/2300: 174.<br />

159 Omura, Y., Lee, A.Y., Beckmann, S.L., Simon, R., Lorberboym, M., Duvvi, H., Heller, S.I., Urich, C. (1996): 177 cardiovascular<br />

risk factors, classified in 10 categories, to be considered in the prevention of cardiovascular diseases: an update<br />

of the original 1982 article containing 96 risk factors. Acupunct Electrother Res 21: 21-76.<br />

160 Reihe WaBoLu-Hefte des Umweltbundesamtes, Nr. 02/04.<br />

161 Stansfeld, S.A. (1992): Noise, noise sensitivity and psychiatric disorder: epidemiological and psychophysiological studies.<br />

Z. Psychologica Medicine Suppl. 22: 1-44.

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