Planfeststellungsbeschluss - BVBB eV

Teil C - Entscheidungsgründe Planfeststellungsbeschluss
Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld
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Fragebögen zur Wertung äußerer Einflüsse und zur Wertung des Befindens wieder. Aus Schweden
ist bekannt, dass psychische Erkrankungen zum Nachbarschaftslärm in einer engeren Beziehung
stehen, jedoch nicht zu anderen Lärmquellen. 162
Bei den Erkrankungen durch Lärm wird auch manchmal die Entstehung von Krebs durch Lärm diskutiert.
Ein ursächlicher Zusammenhang ist beim gegenwärtigen Kenntnisstand zur Pathogenese
von Cancerogenität unwahrscheinlich. Zusammenhänge zwischen Durchblutung (die durch Lärm
beeinflusst werden kann) und Stoffwechsel einerseits und krebsrelevanter Zellentartung andererseits
lassen sich nur theoretisch herstellen, weil Lärm auf die Durchblutung wirkt. Der unspezifische
Reiz „Lärm“ ist allerdings vergleichsweise schwach, so dass ein Zusammenhang höchst unwahrscheinlich
ist.
In den Einwendungen wurden weitere mögliche Gesundheitsschäden genannt. So wird auf eine
verringerte Lebenserwartung unter Lärmeinwirkung hingewiesen. Eine Übersichtsarbeit kommt zur
Schlussfolgerung, dass, wenn überhaupt Unterschiede der Lebenserwartung um Flughäfen festgestellt
wurden, andere Faktoren dafür ursächlich waren und nicht der Lärm. 163 Bei Nachuntersuchungen
in dem Bereich, der von den Einwendern zitiert wurde, bestätigten sich diese Ergebnisse auch
nicht. An anderen Flughäfen zeigte sich unter Berücksichtigung der möglichen weiteren Einflussfaktoren
ebenfalls keine kausale Beziehung zwischen Lärm und Lebenserwartungsverkürzung. Dies
trifft ebenfalls auf berufliche Lärmeinwirkungen mit einem deutlich höheren Pegel zu.
Erkrankungen wie Alzheimer, Autismus, Epilepsie, Parkinson, Multiple Sklerose, Augenerkrankungen
wie Glaukom, Erkrankungen der Wirbelsäule und Gelenke, Knochen, Arthrose, Morbus Bechterew,
Spondylose, geriatrische Erkrankungen sind nicht auf Lärm zurück zu führen. Lärm spielt bei
nahezu allen diesen Erkrankungen auch keine Rolle in einem multikausalen Geschehen. Keinerlei
Beziehungen gibt es auch zur Zeugungsfähigkeit und zur Fruchtbarkeit.
Bei den Erkrankungen sind auch Kombinationseffekte von Lärm mit den Luftschadstoffen durch den
Flugbetrieb zu diskutieren, wie das von Einwendern getan wurde. Es gibt sehr wenige Untersuchungen,
die einen solchen Effekt untersuchen. Das liegt einmal daran, dass die oben genannten
Plausibilitätskriterien kaum zutreffen und die Luftschadstoffkonzentrationen durch Flugverkehr relativ
gering sind.
In einer Studie wird von ärztlichen Diagnosen chronischer Haut- und Atemwegserkrankungen bei
über 400 Kindern berichtet. 164 Danach soll die Ausprägung der Symptome der erkrankten Kinder
nicht nur von der Höhe der Belastungen durch Luftschadstoffe, sondern auch von der Höhe der
Lärmbelastungen abhängen, wobei die Höhe der jeweiligen Belastungen von den Autoren nicht
gemessen, sondern von den Eltern und von den Kindern wie auch die ärztlichen Diagnosen erfragt
wurden. Die Autoren dieser Studie empfehlen, dieser Frage erst noch gezielt nachzugehen.
162 Grotvedt, L. (1990): Neighbour Noise Annoyance and Psychiatric Diseases. Environment International, Vol. 16: 543–
546.
163 Morell, S., Taylor, R., Lyle, D. (1997): A review of health effects of aircraft noise. Aust. N. Z. J. Public Health 21: 221-236.
164 Ising, M., Lange-Asschenfeldt, H., Lieber, G.F., Weinhold, H., Eilts, M. (2003): Auswirkungen langfristiger Expositionen
gegenüber Straßenverkehrs-Immissionen auf die Entwicklung von Haut- und Atemwegserkrankungen bei Kindern.
Schriftenreihe d. Vereins f. Wasser-, Boden- und Lufthygiene e.V. 112, Berlin: Eigenverlag Verein WaBoLu.