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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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82 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

günstige Ertragsentwicklung der Betriebe angepasst. Tatsächlich sind wohl auch im<br />

Handwerk der neuen Bundsländer viele Betriebe aus dem Tarifverbund ausgeschieden<br />

und in den im Verbund verbleibenden Betrieben ist eine untertarifliche Entlohnung<br />

durchaus nicht unüblich. Solche Praktiken sind in den neuen Bundesländern fraglos<br />

weiter verbreitet als in den alten. Die im Vergleich zum Westen Deutschlands stärkere<br />

Lohnzurückhaltung auf Arbeitnehmerseite würde die ausbleibenden Produktivitätsgewinne<br />

erklären. Freilich könnte man hier auch den umgekehrten Kausalzusammenhang<br />

annehmen: Die schwache Produktivitätsentwicklung habe zu Ertragslage der Unternehmen<br />

ungünstig beeinflusst und über diese die Lohnzurückhaltung erzwungen. Beide<br />

Hypothesen sind plausibel, <strong>für</strong> ihre empirische Überprüfung fehlt uns die geeignete Datenbasis.<br />

Eine andere Erklärung des starken Schereneffekts zwischen Beschäftigten- und Umsatzentwicklung<br />

im westdeutschen Handwerk liegt im mutmaßlich überproportionalen<br />

Abbau der Teilzeitbeschäftigung in Westdeutschland. Obgleich verlässliches Zahlenmaterial<br />

zur langfristigen Entwicklung der geringfügigen Beschäftigung und anderer<br />

Formen der Teilzeitbeschäftigung fehlt, kann als gesichert gelten, dass diese in den neuen<br />

im Vergleich zu den alten Bundesländern in der Mitte der neunziger Jahre bedeutend<br />

niedriger war bzw. auch heute noch ist. Sollte ein Großteil des Beschäftigungsabbaus im<br />

westdeutschen Handwerk auf die Verringerung der geringfügigen Beschäftigung zurückgehen<br />

– wo<strong>für</strong> einiges spricht – so ergäbe sich auf Basis einer Vollzeitäquivalentenrechnung<br />

ein sehr viel moderateres Bild der Beschäftigtenentwicklung im westdeutschen<br />

Handwerk in den zurückliegenden Jahren.<br />

Die Verfasser neigen insbesondere der letztgenannten Interpretation zu, verlässliches<br />

Datenmaterial zur Überprüfung dieser Hypothese liegt ihnen indessen nicht vor. Irritationen<br />

bereitet ihnen allerdings das in Tabelle III-5 zu erkennenden etwas disparate Bild<br />

der Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung insbesondere im westdeutschen Handwerk.<br />

Grundsätzliche Probleme der korrekten Erfassung der Beschäftigten- und Umsatzentwicklung<br />

in der vierteljährlichen Handwerksberichterstattung sind nicht ganz auszuschließen.<br />

3.2.2. Ursachenanalyse<br />

3.2.2.1. Konjunkturelle Entwicklung<br />

Bisweilen wird die Auffassung vertreten, das Handwerk habe sich wie andere Bereiche<br />

der mittelständischen Wirtschaft zumindest in der Vergangenheit als Konjunkturstabilisator<br />

erwiesen. Dies wäre dann der Fall, wenn sich Umsatz und Beschäftigung im<br />

Handwerk antizyklisch entwickeln oder zumindest die zyklischen Ausschläge über und<br />

unter die Trendlinie überhaupt nicht bzw. nur sehr eingeschränkt nachvollziehen würden.<br />

Ein Vergleich der Entwicklungen in Handwerk und Gesamtwirtschaft in den vergangenen<br />

Jahrzehnten zeigt indessen, dass zumindest im Hinblick auf die Umsatzentwicklung<br />

von einer solchen „Stabilisatorfunktion“ weder im Falle des Handwerks noch<br />

im Falle der mittelständischen Wirtschaft gesprochen werden kann.

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