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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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156 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

„Gründungen“ (rd. 70 %) um klein- und nebengewerbliche Gründungen eher dubiosen<br />

Charakters, die in vielen Fällen noch nicht einmal zur Schaffung eines einzigen Arbeitsplatzes<br />

geführt hätten. Hiermit ließen sich die soliden, überwiegend nachweisbar<br />

realisierten Gründungen des Handwerks nicht vergleichen. Die richtige Basis <strong>für</strong> einen<br />

solchen Vergleich bildeten vielmehr die „Betriebsgründungen“ der Statistik der Gewerbemeldungen<br />

und dann läge die Gründungsquote des Handwerks gleichauf mit derjenigen<br />

der Gesamtwirtschaft.<br />

Dieses Argument ist differenziert zu bewerten. Zwar ist es einerseits richtig, dass die in<br />

der Statistik der Gewerbemeldungen ausgewiesenen „Gründungen eines Kleingewerbes<br />

oder einer Nebentätigkeit“ in ihren Strukturmerkmalen sich stark von den vollhandwerklichen<br />

Gründungen unterscheiden. Dagegen gibt es tatsächlich größere Affinitäten<br />

zwischen den vollhandwerklichen Gründungen und den sog. Betriebsgründungen<br />

(Hauptniederlassungen), in welche die Handwerksgründungen aufgrund des Meldeverfahrens<br />

automatisch einfließen. Andererseits ist nicht zu übersehen, dass sich die Gewerke<br />

des Handwerks ganz überwiegend auf kleinbetrieblich dominierten Märkten bewegen.<br />

Kleine und kleinste Betriebe spielen im Handwerk eine erhebliche Rolle und<br />

auch die Interessenvertretungen des Handwerks betonen die Bedeutung des kleingewerblichen<br />

Elements der Handwerkswirtschaft.<br />

Die hier implizit geforderte Separierung des Handwerks vom großen Bereich der kleingewerblichen<br />

Gründungen wirkt vor diesem Hintergrund nicht gerade überzeugend. Die<br />

Messung der relativen Intensität des handwerklichen und volkswirtschaftlichen Gründungsgeschehens<br />

an den Betriebsgründungen und Übernahmen (jeweils Hauptniederlassungen)<br />

der amtlichen Statistik blendet das fundamantale Faktum aus, dass genuin<br />

handwerkliche Tätigkeiten in Deutschland wie überall in der industrialisierten Welt<br />

primär eine Domäne des Kleingewerbes sind. Was dies <strong>für</strong> die Beurteilung des Gründungsgeschehens<br />

bedeutet, zeigt der Vergleich zwischen Handwerk und handwerksähnlichen<br />

Gewerben (vgl. unten Abschnitt 2.6.).<br />

Legt man freilich dem Vergleich des handwerklichen und nichthandwerklichen Gründungsgeschehens<br />

die Betriebsgründungen zugrunde, so ergibt sich tatsächlich ein stark<br />

verändertes Bild. Die volkswirtschaftliche Gründungsquote lag 2002 nach diesem Ansatz<br />

bei 4,5 % 72 , also sogar geringfügig unter derjenigen des Handwerks (4,7 %).<br />

Die statistischen Grundlagen <strong>für</strong> solche Vergleiche sind, einmal mehr sei es betont,<br />

höchst unbefriedigend. Zwar stellt die heutige bundesweite Statistik der Gewerbemeldungen<br />

einen deutlichen Fortschritt gegenüber dem vorausgehenden Zustand eines<br />

gänzlichen Fehlens einer amtlichen Gründungsstatistik dar. Sie weist indessen beträchtliche<br />

Mängel auf. Die Rollenstatistik des Handwerks ist ihrerseits nur begrenzt dazu<br />

geeignet, über Gründungen Aufschluss zu geben. Seitens der amtlichen Statistik wurde<br />

72 Hierbei wurde <strong>für</strong> den Unternehmensbestand die Zahl der steuerpflichtigen Unternehmen im Jahre<br />

2001 zugrundgelegt (2,9 Mill.). Es handelt sich also um den Qutienten von Betreibsgründungen (nur<br />

Hauptniederlassungen) 2002 und steuerpflichtigen Unternehmen 2001.

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