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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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456 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

ker werden (hierzu z.B. Jacob 1997). Koordinationsprobleme und die hieraus resultierenden<br />

Transaktionskosten werden unter diesen Bedingungen eine immer größere Aufmerksamkeit<br />

finden (Blecken 1997). Handwerksrechtliche Barrieren werden deshalb im<br />

Baugewerbe selbst immer weniger auf Verständnis stoßen.<br />

Ein deutliches Modernisierungsdefizit im deutschen Handwerk wird auf keinem Gebiet<br />

so augenfällig wie bei der faktischen Abkopplung des Handwerks von den Entwicklungen<br />

im beruflichen Bildungssystem der Gesamtwirtschaft. Längst gilt auch in<br />

Handwerkskreisen der Meister nicht mehr als non plus ultra der beruflichen Bildung im<br />

Handwerk. Fachverbände bieten auf eigenen Fachschulen berufliche Ausbildungsgänge<br />

an, die in eigenen Kreisen höher geschätzt werden als der klassische Handwerksmeister.<br />

Die Entwicklung entsprechender Ausbildungsgänge erfolgt oft in enger Abstimmung<br />

mit der Industrie und buchstäblich an den herkömmlichen handwerklichen Ausbildungsangeboten<br />

vorbei. Zugleich wird allenthalben nach einem Anschluss des Handwerks<br />

an die hochschulbasierten tertiären Bildungswege und -abschlüsse gerufen.<br />

Die diversen Modelle zur Kopplung von Fachhochschulausbildungen mit der Meisterbildung<br />

und die verschiedenen Angebote über den Meister hinaus weisender höherer<br />

handwerklicher Berufsabschlüsse zeigen, dass viele Entscheidungsträger in den Handwerksorganisationen<br />

Defizite auf dem Gebiet der höheren beruflichen Bildung erkannt<br />

haben und versuchen, an deren Überwindung zu arbeiten (z.B. Köster 1999a, BWHT<br />

2003, Hogeforster o.J., Manstetten o.J., Tuschke, o.J.). Das Bild vom allseits kompetenten<br />

Handwerksmeister gerät zunehmend ins Zwielicht, wenn das Handwerk selbst nach<br />

qualifizierteren Abschlüssen ruft, weil die Meisterqualifikation den Anforderungen der<br />

Wissensgesellschaft nicht genüge. Stellenweise sind beachtliche Ansätze zu höheren<br />

beruflichen Ausbildungsgängen zu erkennen, die über die Meisterprüfung hinausführen<br />

- z.B. die Ausbildungsgänge der Technischen Akademie der Handwerkskammer Hamburg<br />

(2001) -, insgesamt ist dies allerdings bislang nicht mehr als ein „Tropfen auf den<br />

heißen Stein“.<br />

Symptom <strong>für</strong> eine schleichende Entwertung des Meistertitels ist auch die faktische Absenkung<br />

der Prüfungsanforderungen in den Meisterprüfungen. Die Teilprüfungen im<br />

neu eingeführten modularen Prüfungssystem können beliebig oft wiederholt werden.<br />

Der Prozentsatz der in diesen Prüfungen definitiv scheiternden Prüflinge dürfte auf die<br />

Dauer erheblich niedriger sein als im bisherigen System, der Zugang zur Meisterprüfung<br />

wird leichter und die Markteintrittsbarrieren durch den großen Befähigungsnachweis<br />

niedriger. Freilich bleibt das Hemmnis der zwar nicht obligatorischen, aber doch<br />

praktisch wohl meist unvermeidlichen Teilnahme an Meisterausbildungskursen, die <strong>für</strong><br />

den Einzelnen recht kostspielig sind. Allerdings hat hier das „MeisterBafög“ erheblich<br />

dazu beigetragen, den Weg zum Meistertitel <strong>für</strong> Viele finanziell abzufedern (Welter<br />

1997, 1999, NWHT 1995).<br />

Die faktische Erleichterung der Prüfungen hinterlässt allerdings einen ambivalenten<br />

Eindruck. Die mit der modularen Abnahme der Meisterprüfung eingeführten Erleichterungen<br />

sind vor dem Hintergrund des absehbaren demographischen Nachwuchsprob-

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