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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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62 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

allerdings an die im Kapitel II erörtere Grundfrage der rechtlichen Verfassung des deutschen<br />

Handwerks.<br />

Von der angesprochenen sektoralen Tertiarisierung ist eine zweite Dimension des Tertiarisierungsprozesses<br />

zu unterscheiden, an der mehr oder weniger alle Handwerksunternehmen<br />

partizipieren. Im Unterschied zur ersteren geht es bei der funktionalen Tertiarisierung<br />

um die Erhöhung des Gewichts der Dienstleistungskomponenten im Leistungsspektrum<br />

der produzierenden Unternehmen (Mecke 1999), also um die Entwicklung<br />

des tätigkeitsspezifischen Arbeitskräftebedarfs im Produktionsbereich. Der Anteil<br />

der vorwiegend mit unmittelbaren Produktionsaufgaben betrauten Personen geht zurück,<br />

derjenige der mit Dienstleistungsaufgaben betrauten Arbeitskräfte nimmt zu.<br />

Hiervon profitieren allerdings weniger die sog. „primären Dienstleistungstätigkeiten“<br />

als vielmehr die „sekundären Dienstleistungstätigkeiten“ (zur Unterscheidung Tessaring<br />

1991: 48). Unter primären Dienstleistungstätigkeiten sind im Allgemeinen relativ<br />

wenig humankapitalintensive Aktivitäten zu verstehen, welche den Produktionsweg<br />

nach vorne und hinten verlängern wie Handel/Verkauf, Bürotätigkeiten und allgemeine<br />

Dienste. Sekundäre Dienstleistungsaktivitäten hingegen dienen dazu, die Produktion<br />

qualitativ, über die vermehrte Wissensnutzung zu verbessern. Sie sind dementsprechend<br />

relativ humankapitalintensiv. Im Zuge der Verwissenschaftlichung der Produktion stellen<br />

sich vor allem die Entwicklungsperspektiven <strong>für</strong> die sekundären Dienstleistungen in<br />

günstigem Licht dar (Reinberg 2001: 18ff.; Tessaring 1991: 50ff.).<br />

Die Zunahme der mit Dienstleistungsaufgaben betrauten Beschäftigten im Handwerk<br />

geht auf unterschiedliche Ursachen zurück. Hierbei sind insbesondere folgende Faktoren<br />

zu erwähnen:<br />

– Mit dem Wachstum der Unternehmensgrößen im Handwerk haben bei Durchsetzung<br />

komplexerer Organisationsstrukturen auch die durchschnittlich <strong>für</strong> Organisations-<br />

und Verwaltungsaufgaben einzusetzenden Personalkapazitäten zugenommen.<br />

– Im produzierenden Handwerk steigt das Gewicht der rund um die eigentliche handwerkliche<br />

Produktionsleistung angebotenen Serviceleistungen, was, bezogen auf die<br />

gesamte Handwerkswirtschaft, nicht unbeträchtliche Arbeitskräfteressourcen binden<br />

könnte.<br />

– In einigen Handwerkszweigen, speziell in den Reparaturhandwerken, sind im Zuge<br />

der technischen Entwicklung die auf die eigentliche handwerkliche Leistung entfallenden<br />

Wertschöpfungsanteile zurückgegangen, die komplementären tertiären Leistungen<br />

(insbesondere Einzelhandel) haben hingegen zugenommen.<br />

– Stellenweise nehmen Handwerksbetriebe unkonventionelle Dienstleistungen in ihr<br />

Leistungsspektrum auf. Hier stehen zunächst berufsaffine Angebote im Vordergrund<br />

wie z.B. gastronomische Einrichtungen von Konditoreien, Leihwagenangebote oder<br />

die Mitwirkung an Car-Sharing-Netzwerken von Kfz-Betrieben. Im Ausnahmefall

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