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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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364 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Muster der Standortverteilung eng mit den Siedlungsstrukturen und der Wirtschaftsstruktur<br />

der jeweiligen Region verknüpft. Gesamtwirtschaftlicher Strukturwandel und<br />

Veränderungen im Siedlungswesen lassen deshalb die räumlichen Strukturen der<br />

Handwerkswirtschaft nie unberührt. Die Dynamik dieser Wandlungen lässt sich allerdings<br />

mit Daten der amtlichen Statistik nur bedingt erfassen. Auf der Basis der letzten<br />

Handwerkszählung wird in diesem Abschnitt die Präsenz des Handwerks in Regionen<br />

und Kreise verschiedenen siedlungsstrukturellen Typs <strong>für</strong> das Jahr 1994 dargestellt.<br />

Zuvor wird anhand einiger Beispiele illustriert, wie vielfältig sich der aktuelle Strukturwandel<br />

in verschiedenen Raumtypen und Gewerken darstellen kann.<br />

Die o.a. Beispiele zur Position metallverarbeitender Handwerke in Süddeutschland oder<br />

des Musikinstrumentenbaus in Sachsen haben angedeutet, dass sich zahlreiche produzierende<br />

Handwerke und Gewerke auf vorgelagerten Produktionsstufen aufgrund singulärer<br />

historischer Prozesse in bestimmten Wirtschaftsräumen etabliert haben. Allgemeingültige<br />

Regeln der Standortwahl und -verteilung lassen sich aus diesen Fällen jedoch<br />

kaum ableiten. Dagegen erfüllen die Konsumgüterhandwerke, die Distributions-<br />

und Reparaturgewerke eine Grundversorgungsfunktion, sind deshalb in der Fläche präsent<br />

und weisen an die unterschiedlichen Siedlungsstrukturen geknüpfte spezifische<br />

Verteilungsmuster auf. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, nach Gesetzmäßigkeiten<br />

der Entwicklung von Mustern räumlicher Ordnung zu fragen. Diese Feststellung gilt<br />

auch <strong>für</strong> das Bauhandwerk.<br />

Am Beispiel der Radio- und Fernsehtechniker, lassen sich die räumlichen Auswirkungen<br />

des Eindringens großbetrieblich organisierter Wettbewerber in lokale Märkte <strong>für</strong><br />

das Reparatur- und Distributionshandwerk verdeutlichen. Bis in die achtziger Jahre<br />

des 20. Jahrhunderts waren Fachgeschäfte <strong>für</strong> Radio-, HiFi- und Fernsehtechnik mit<br />

angeschlossenen Reparaturwerkstätten ein fester Bestandteil der in den Stadt- und Stadteilzentren<br />

ansässigen Wirtschaft. Neben diesen Handwerksunternehmen boten auch die<br />

klassischen Warenhäuser der Großstädte Radio- und Fernsehtechnik an. Seit dem Beginn<br />

der neunziger Jahre gewinnen jedoch jene Fachmärkte an Terrain, welche die Produkte<br />

im Stile eines Discounters anbieten. Sie operieren sowohl in Innenstadtlagen als<br />

auch in den großflächigen Einkaufszentren, welche inzwischen in den Randlagen nahezu<br />

jeder Großstadt errichtet wurden. Angesichts stark sinkender Preise <strong>für</strong> Neugeräte,<br />

sukzessive erweiterter Garantiezeiten und eigener Reparatur-Werkstattsysteme der<br />

Fachmärkte vermochten die Unternehmen des Radio- und Fernsehtechnikerhandwerks<br />

im vergangenen Jahrzehnt kaum noch im Wettbewerb zu bestehen.<br />

Der massiv schrumpfende Unternehmensbestand ging mit der Aufgabe zahlreicher<br />

Standorte einher. Die Schließungswelle ging von den Großstädten aus und hat mittlerweile<br />

auch – insbesondere in den bevölkerungsreichen Ballungsräumen Deutschlands –<br />

kleine Ortschaften erfasst. Es scheint, dass nur noch jene Räume dem klassischen Radio-<br />

und Fernsehtechnikerhandwerk eine Chance zum Überleben bieten, die aufgrund<br />

ihrer Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur nicht die Renditeerwartungen des großbetrieblich<br />

organisierten Fachhandels erfüllen. Und das sind i.d.R. die peripher gelegenen<br />

ländlichen Regionen.

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