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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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256 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Zahnärzte haben eigene Labore eingerichtet, um die Wertschöpfungskette zu verringern,<br />

die Kontrolle auf zahntechnische Vorleistungen zu vergrößern und sich ein weiteres<br />

wirtschaftliches Standbein zu verschaffen. Nach Angaben der Kassenzahnärztlichen<br />

Bundesvereinigung KZBV erlangten die gut 7 000 Praxislabore im Jahre 2000 einen<br />

Marktanteil von 31% in Westdeutschland und 18% in Ostdeutschland (KZBV Jahrbuch<br />

2001: 15). Seit vielen Jahren schwelt der Konflikt zwischen Zahntechnikerhandwerk<br />

und Zahnärzteverband. Dieser wird geschürt durch die Einrichtung von Praxislaborgemeinschaften<br />

und Praxislabor-Vermietungs-GmbHs durch Zahnärzte, die damit stark in<br />

den gewerblichen Bereich vordringen.<br />

Einige zahntechnische Labore sind seit einigen Jahren dazu übergegangen, arbeitsintensive,<br />

einfache Laborarbeiten in das Ausland verlagern. Dieses Konzept scheint sich<br />

allerdings <strong>für</strong> die meisten Unternehmen nicht zu bewähren, weil die Qualität vielfach<br />

nicht gesichert werden kann und auch immer wieder Verzögerungen durch Unzuverlässigkeit<br />

bei der Auftragsabwicklung auftreten. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass die<br />

Zahntechniker sich zukünftig noch stärker darum bemühen werden, Teilleistungen im<br />

Ausland anfertigen zu lassen, wenn die Produktionsbedingungen sich in den deutlich<br />

preiswerteren Nachbarländern verbessert haben und die Qualität gesichert werden kann.<br />

Eine solche Strategie erscheint vor allem dann möglich, wenn der Einsatz von<br />

CAD/CAM-Techniken weitere Fortschritte macht (Wassermann, Rudolph 2003: 102 f).<br />

Die zukünftige Marktposition des Zahntechnikerhandwerks wird davon abhängen, inwieweit<br />

es ihm gelingt, die arbeitsteilige Kooperation mit Zahnärzten zu erhalten. Die<br />

demographische Entwicklung kommt dem Zahntechnikerhandwerk entgegen. Die<br />

Wachstumsbedingungen des Zahntechnikerhandwerks werden auch in Zukunft stark<br />

von den gesundheitspolitischen Vorgaben geprägt. Vorteile im Wettbewerb können sich<br />

nur die Unternehmen verschaffen, die eine enge, dienstleistungsorientierte Zusammenarbeit<br />

mit den Zahnarztpraxen suchen, die qualitativ hochwertige Leistungen erbringen<br />

und in den Laboren Produktivitätsreserven ausschöpfen. Der Wettbewerb wird vor allem<br />

kleine Zahntechniklabore aus dem Markt drängen und dazu führen, den Konzentrationsprozess<br />

zu beschleunigen.<br />

4.1.3. Gesundheitshandwerke – ohne Zukunft?<br />

Augenoptiker, Zahntechniker, Hörgeräteakustiker, Orthopädiemechaniker, Orthopädieschuhmacher<br />

und Feinoptiker werden allgemein als Handwerke anerkannt. Dies liegt<br />

zweifellos daran, dass die handwerkliche Tätigkeit im Sinne einer Individualfertigung<br />

bzw. Individualanpassung nach wie vor das Bild dieser Berufe prägt. Dieses Bild mag<br />

nicht immer die Praxis korrekt widerspiegeln. Daran, dass diese Handwerke eine wichtige<br />

Funktion in der Wertschöpfungskette und der Gesundheitsversorgung der Bervölkerung<br />

einnehmen, ändert dies aber nichts. So dominiert bei den Augenoptikern und Orthopädieschuhmachern<br />

inzwischen deutlich die Handelstätigkeit.<br />

Im Einzelnen zeigen sich folgende Trends:

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