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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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254 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

sich in diesem Zeitraum von 48 500 auf nunmehr rund 46 200. Trotz dieser ungünstigen<br />

Rahmenbedingungen stieg die Zahl der Augenoptikerbetriebe zwischen 1996 und 2003<br />

von 8 000 auf 8 700 weiter an.<br />

Die Augenoptik gehörte bis zum Beginn der neunziger Jahre zu den handwerklichen<br />

Wachstumsmärkten. Hierzu beigetragen hat die Entwicklung der medizinischen Diagnostik<br />

und die intensivere Untersuchung der Augen bei Kindern. Sehfehler können<br />

heute frühzeitiger erkannt und korrigiert werden. Weiterhin spielt bei der Nachfrage<br />

nach Leistungen des Optikerhandwerks die Altersstruktur der Bevölkerung eine Rolle,<br />

da zwischen Alter und Fehlsichtigkeit ein eindeutiger Zusammenhang besteht. Während<br />

nur rund 20% der Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahre eine Brille tragen, steigt der<br />

Anteil bei den über 70-jährigen auf 87% (Kohlhaas, Eggert 1995: 309ff). Die Nachfrage<br />

nach optometrischen Leistungen des Augenoptikerhandwerks ist so trotz Einschränkungen<br />

der Zuzahlung durch Krankenkassen gestiegen, unter anderem auch aufgrund der<br />

zunehmenden Verbreitung von Bildschirmarbeitsplätzen. So regelt die Bildschirmarbeitsverordnung<br />

von 1996, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor Aufnahme<br />

einer Tätigkeit einen Anspruch auf eine bezahlte Untersuchung der Augen und des Sehvermögens<br />

durch fachkundige Personen – dazu zählen auch Augenoptiker – haben.<br />

Der Markt <strong>für</strong> Augenoptik kam bereits in den siebziger Jahren durch expandierende<br />

Filialunternehmen in Bewegung. Die Filialisten haben seither ihre Position weiter festigen<br />

und regional ausbauen können. Die größeren Filialisten sind in allen mittleren und<br />

großen Städten präsent, obschon die Ein- Betriebs-Unternehmen eindeutig die Mehrheit<br />

stellen: 85,4% der Unternehmen haben nur eine Arbeitsstätte, nur 0,8% bzw. 64 Unternehmen<br />

haben mehr als 5 Arbeitsstätten (Handwerkszählung 1995). Die Rechtsprechung<br />

hat bestimmt, dass auch Filialen einen Augenoptikermeister beschäftigen müssen,<br />

der verantwortlich die Tagesarbeit in der Verkaufsstelle überwacht (Meisterpräsenzpflicht)<br />

(Badura 1992: 201ff). Die Filialisten sind somit Teil des Handwerks, deren<br />

Unternehmensform und -strategie sich allerdings von dem traditionellen Handwerksverständnis<br />

deutlich unterscheidet. Der Branchenführer Fielmann war im Jahr 2002 mit 511<br />

Niederlassungen am Markt vertreten. Nach den Ergebnissen des Betriebsvergleichs des<br />

Zentralverbandes der Augenoptiker verkauft ein Mitarbeiter eines Filialunternehmens<br />

im Durchschnitt 1,6 Brillen pro Tag. Fielmann-Niederlassungen geben nach Unternehmensangaben<br />

im Mittel 4 Brillen pro Mitarbeiter und Tag ab. Auch der Umsatz pro Filiale<br />

liegt deutlich über dem Durchschnittswert dieses Handwerkszweiges. Die Firma<br />

Fielmann setzt in seinen Filialen im Durchschnitt 1,6 Mill. € pro Jahr um (Fielmann<br />

2003: 2). Für das Handwerk errechnet sich ein Durchschnittsumsatz von 0,4 Mill. € je<br />

Unternehmen.<br />

Außerhalb des Handwerks steht das Augenoptikerhandwerk in Konkurrenz zu so genannten<br />

Fertigbrillen, die nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs 1996 rechtmäßig<br />

in Kaufhäusern und Supermärkten zum Verkauf angeboten werden. Zwischenzeitlich<br />

lässt sich feststellen, dass die erwartete Verschärfung des Wettbewerbs durch Fertigbrillen<br />

nicht eingetreten ist, vielmehr die Bevölkerung nach wie vor individuell angepasste<br />

Sehhilfen bevorzugt. Problematischer <strong>für</strong> die Wettbewerbssituation erscheint das

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