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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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444 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

schen Demokratie mit der Handwerkerbewegung fügt sich in eine Traditionslinie der<br />

politischen Integration der Handwerkerbewegung ein, die in der Ära Bismarck begründet<br />

wurde und ihre Höhepunkte in der Gewerbeordnungsnovelle von 1897 und in der<br />

gesetzlichen Verankerung des kleinen Befähigungsnachweises 1908 gefunden hatte<br />

(John 1987: 300ff., 354-355). Anderen, politisch weniger durchsetzungsfähigen Teilen<br />

der Mittelstandsbewegung – wie z.B. dem Einzelhandel – waren gleiche Erfolge nicht<br />

beschieden. Seither sind freilich fünf Jahrzehnte vergangen und die politischen wie sozialen<br />

Konstellationen stellen sich anders dar als in den fünfziger Jahren. Ökonomisches<br />

Denken sollte eine größere Rolle beim Entscheid über die Weiterentwicklung des Handwerksrechts<br />

spielen und ältere wie neuere ökonomische Argumente <strong>für</strong> den großen Befähigungsnachweis<br />

sind vor dem Hintergrund einer eindrucksvollen Entwicklung des<br />

wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Umfelds – Globalisierung, Wettstreit institutioneller<br />

Lösungen und Deregulierungspolitik seit den achtziger Jahren – kritisch zu<br />

prüfen.<br />

2.2. Theorie und Empirie: Was spricht <strong>für</strong>, was gegen<br />

den großen Befähigungsnachweis?<br />

Aus regulierungstheoretischer Sicht sind bei der Prüfung der Zweckmäßigkeit einer<br />

Aufrechterhaltung des großen Befähigungsnachweises drei Schlüsselfragen zu stellen:<br />

153<br />

1. Liegt ein Markt- oder Wettbewerbsversagen vor, welches den bestehenden, aus regulierungstheoretischer<br />

Sicht recht rigiden Eingriff ins Wettbewerbsgeschehen<br />

rechtfertigt?<br />

2. Kann das festgestellte Defizit auch mit anderen, weniger gravierenden Eingriffen ins<br />

Wettbewerbsgeschehen beseitigt werden?<br />

3. Wie steht es um die Nutzen-Kosten-Bilanz des Eingriffs? Welchen volkswirtschaftlichen<br />

Nutzen bringt er, welche Kosten sind mit ihm verbunden? Welche Kosten<br />

und Nutzen sind bei einer Veränderung der geltenden Regelungen zu erwarten?<br />

Wie nicht anders zu erwarten, sind diese Fragen durch die Ökonomen in der Vergangenheit<br />

unterschiedlich beantwortet worden bzw. sie werden zum Teil auch noch heute<br />

unterschiedlich beantwortet.<br />

Die Argumentation der Handwerkerbewegung <strong>für</strong> die Einführung des großen Befähigungsnachweises<br />

war bis zu seiner erstmaligen gesetzlichen Verankerung im Jahre 1935<br />

in hohem Maße durch berufsständisches Denken geprägt (John 1979: 98-124), obgleich<br />

sie – wie Wernet (1950: 306) – zurecht feststellt, bereits frühzeitig deutlich von extre-<br />

werker mit sich, insbesondere die Begrenzung der Zahl der im Betrieb beschäftigten Personen auf<br />

höchstens 10.<br />

153 Zur Darstellung des wirtschaftspolitischen Hintergrunds vgl. z.B. Fritsch, Wein, Evers 1993, OECD<br />

2002, Breyer, MacAvoy 1991.

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